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Rede des ehemaligen Schulleiters Reinhard Rolfes

Liebe Mitglieder der Schulgemeinde, werte Gäste!

Ich wurde gebeten, von der Namengebungsfeier am 3. September 1988 und den Folgen dieser Entscheidung zu berichten – und dabei  Frau Gies, die wir Miep Gies nennen durften,  zu charakterisieren. Auftrag war nicht, über die Gründung dieser ersten Gesamtschule in Gütersloh, die politischen Prozesse und Pionierjahre zu sprechen.

Im dritten Aufbaujahr entschied die Lehrerkonferenz, der noch „gesichtslosen“ Schule – sie hatte aber bereits 500 Schülerinnen und Schüler –  einen Namen zu geben.

In einer denkwürdigen Schulkonferenzsitzung  stellten Eltern, Schülerinnen und Schüler und Lehrerinnen und Lehrer durchdacht und engagiert ihre Kandidaten vor, elf an der Zahl.  Nach dem Votum der Schule und einem nicht ganz unumstrittenen Prozess entschied sich der Rat der Stadt schließlich für den Namen Anne Frank.

Der sofort eingerichtete Ausschuss von Eltern, Schülerinnen und Schülern und Lehrerinnen und Lehrer bereitete dann intensiv die für September vorgesehene Namengebungsfeier vor, die von einem qualitätsvollen Begleitprogramm der Stadt ergänzt wurde und die – da das Schulzentrum West keine Aula besaß in der Turnhalle des Schulzentrums West stattfinden musste.                                             

Normal war es, dass man die organisatorischen Fragen (Rahmen, Ehrengäste, Presseinformationen, Sitzordnung…)   sehr gewissenhaft  löste, sich Eltern an Programmpunkten (z.B. Lesen von wichtigen Stellen aus dem Tagebuch der Anne Frank) und an der Organisation beteiligten und auch die Schülerschaft Aufgaben  übernahm (z.B. Fragen an Miep Gies zu stellen).

Eine große Bereicherung war, dass eine Lehrerin  einer anderen Schule, mit jüdischer Kultur besonders vertraut, die Einübung einiger Tänze mit einer Kollegin der Gesamtschule übernahm.

Herr Schäfer vom Gymnasium  Halle, Leiter einer Theater-AG, die das bekannte Theaterstück  über die Eingeschlossenen im Hinterhaus mit großem Erfolg aufgeführt hatte, war bereit, im Rahmen  unserer Veranstaltung  eine aussagekräftige Spielszene (Peter und Anne auf dem Dachboden im ernsten Gespräch) anzubieten. Er  konnte die beiden Laienspieler Silke Zurmühlen  und Ulrich Sasse für diese Aufgabe  gewinnen.

Ein Glücksfall ohnegleichen aber war die Teilnahme von  Miep Gies an der Feier. Sie las nicht nur, mit klarer Stimme und  sehr authentisch, eindrucksvolle Passagen aus „Meine Zeit mit AnneFrank“vor,  sondern  beantwortete auch, wiederum sehr konzentriert und überzeugend, Schülerfragen z.B. zum Charakter Annes, zur Situation der Eingeschlossenen, zu der riskanten und aufwändigen Lebensmittelbeschaffung, zu Ängsten und kritischen Entwicklungen im Versteck…       

Formale Höhepunkte der  Namengebungsfeier  (Patronin Anne Frank) stellten zwei offizielle Akte dar:

Zum einen die feierliche Enthüllung der Schrifttafel  (mit dem freundlich dreinschauenden  Mädchen Anne) durch den Herrn Bürgermeister Strothmann.  (Heute noch beeindruckend das Foto mit dem Schüler vor dem Text aus dem Tagebuch : „Ich glaube trotz allem an das Gute im Menschen…“ )

Zum anderen das Niederlegen eines Kranzes vor dem Synagogengedenkstein in der Stadtmitte mit dem Ehepaar Gies, Jehuda Barlev, dem letzten überlebenden jüdischen Bürger Güterslohs, weiteren Zeitzeugen und offiziellen Vertretern (Anne-Frank-Haus, Amsterdam).    

Diese Namengebungsfeier, von allen Seiten gewürdigt, beseitigte viele Vorurteile über die Gesamtschule und löste eine Reihe von Aktivitäten aus, auf die jetzt – auftragsgemäß – einzugehen ist.

Die Bildungsarbeit bekam selbstverständlich einen neuen Akzent. Verpflichtende Unterrichtsziele wurden die gründliche Auseinandersetzung mit dem Nationalismus, das Kennenlernen des Schicksals Anne Franks (festes Programm für alle 5.Klassen) und der Geschichte der jüdischen Kultusgemeinde Gütersloh und der Kampf gegen Unrecht, Gewalt, Diskriminierung, Rassismus, Antisemitismus…

Aus dieser Sensibilisierung, dem Willen zur Übernahme von Verantwortung, dem Ja zu konkreten Hilfsmaßnahmen  erwuchsen  prägende Aktivitäten:

Das Riesenengagement der gesamten Schulgemeinde und Teilen der Bevölkerung zur Rettung Ebongswird vielen unvergesslich bleiben. Die Kolleginnen Renate und Hiltraud Moenikes hatten uns auf das Schicksal dieses  afrikanischen Jungen aufmerksam gemacht. Ohne Herzoperation war er nicht überlebensfähig. Die Spender brachten 100 000 DM auf, Ebong wurde gerettet.                    

Ähnlich erfolgreich waren die gewaltigen Kleider-und Lebensmittelhilfsaktionen für  kriegsgeschädigte Bewohner Kroatiens und Serbiens (45 Tonnen pro Transport).

Glänzende Inszenierung  des gesellschaftskritischen Musicals  „Hilfe, die Herdmanns kommen“, die mit dem Namen Winfried Osthues verbunden bleiben wird.

Die „Deutschlandrevue“  (kritischer Rückblick auf deutsche Geschichte 1945 -1994 in selbstgestalteten Szenen,  „jugendfrech“ und „höchstkreativ“ ); Regieteam um Robert Bausch – großartige Resonanz.

Diese Linie, nämlich zeitkritische Theateraufführungen und mitreißende Musikveranstaltungen durchzuführen, konnte bis in die Jetztzeit beibehalten werden. Eine Aufzählung aller Produktionen  der 30 Jahre ist hier jetzt nicht möglich.  Beispiele in dieser Woche sind die Aufführung „Weiter mit dem Wahnsinndes Literaturkurses der Jahrgangsstufe 12 über unsere Zeit, die „aus den Fugen ist“ (Leitung: Dr. Bernward Fahlbusch) und das Konzert der Bläserklasse. Eine besondere Erwähnung aber verdient die von Wilfried Limper 1989 gegründete Anne-Frank-Arbeitsgemeinschaft.

Wie allgemein bekannt, entdeckten die neun Schülerinnen und Schüler der AG beim Laubharken auf dem jüdischen Friedhof zwei Kindergräber aus dem Jahre 1946.                        

Rätselhaft. Die jüdische Gemeinde war ausgelöscht – wie konnte es sein, dass nach dem 2.Weltkrieg hier zwei Kinder beerdigt wurden?  Eine zweijährige, bewundernswerte Forschungsarbeit  klärte die Zusammenhänge, nämlich die völlig unbekannte Geschichte der 830 überwiegend jüdischen Zwangsarbeiter,  die im Sommer 1944 von Auschwitz nach Lippstadt zur sklavenhaften Rüstungsarbeit gebracht  und schließlich 1945 in Kaunitz auf einem Todesmarsch von Amerikanern befreit wurden.

Was  sich dann aus dieser Entdeckung der AG für die Anne-Frank-Gesamtschule entwickelte, ist mehr als bemerkenswert, man hat mit Recht von einem Dominoeffekt gesprochen:

Die Verschriftlichung der Vorgänge und Forschungswege führte im Rahmen des Wettbewerbes der Körberstiftung zu einem 2.Preis auf Bundesebene. Die Stadt Gütersloh gab eine Dokumentation („Die Kindergräber von Gütersloh“) heraus.

11 ehemalige jüdische  Zwangsarbeiterinnen, 1944/45 in Lippstadt gequält und  ausgebeutet, wurden 1993 in aller Welt ermittelt und nach Gütersloh eingeladen und stellten sich unseren Schülerinnen und Schülern als Zeitzeugen zur Verfügung. Nach schwierigen Verhandlungen wurde in Kaunitz eine Erinnerungstafel aufgestellt. 

Eine weitere Schülergruppe unter Gunar Weykam gestaltete  die Ausstellung „Jüdische Lebenswege“, die an verschiedenen Stellen, u.a. im NRW-Landtag, gezeigt wurde.

Die Filmemacherin Lipinska-Leidinger schuf einen vielbeachteten Film über die AG-Leistung und den Besuch der jüdischen Frauen.

Im Zusammenhang mit den Recherchen des Kollegen Jürgen Zimmermann über die generelle Zwangsarbeitersituation im 2. Weltkrieg  entstand auf Anregung des Kunstlehrers Gunar Weykam die 2,60 m hohe Bronze-Skulptur  der ehemaligen Schülerin Sonja Gerdes. Dieses ausdrucksstarke Kunstwerk wurde 2001 mit tatkräftiger Unterstützung der Stadt Gütersloh an der Stadtbücherei  errichtet. 1996 wurde die erste Studienfahrt nach Israel durchführt.

Gemäß dem Motto „Musik verbindet Völker“ gab und gibt es im Musikbereich immer wieder neue Ideen: z.B.  Auftragsarbeiten an den Komponisten Helmut Bieler-Wendt „Das Hinterhaus“ und „Hope“ (Zusammenführen arabischer und jüdischer Melodien); Anregungen von  Ludwig Stienen, musikalische Realisation: die nimmermüde Gudrun Pollmeier mit der Schulband.

Schülerbezogene Ausstellungen, für Unterrichtszwecke eine große Chance, gibt es auch seit 30 Jahren: die erste, noch in der Hohenzollernstraße „Anne Frank“, die vorletzten „Was heißt hier Frieden?“ undDie Opfer der NSU“(Michael Schüthuth).

Zurück zum Ausgangspunkt. Herr Limper hat inzwischen mit der Anne-Frank-AG 25 mal Amsterdam aufgesucht. In den ersten Jahren hat es sich Miep Gies nicht nehmen lassen, die Gütersloher Gruppen selbst durch das Anne-Frank-Haus zu führen. Auch nach der Pensionierung führte der von der Stadt ausgezeichnete Kollege zusätzliche Studienfahrten mit ungewöhnlichen Programmen durch.  Über 350 Schülerinnen und Schüler haben von seinem Ideenreichtum und Engagement profitiert (siehe auch die Vitrine am Eingang des Forums).

Das muss „unsere“ Miep Gies auch gespürt haben. Einige Male war sie an der Anne-Frank-Gesamtschule und hat, hochbetagt, aber unermüdlich, unseren Schülerinnen und Schülern  aus ihrem Leben berichtet.    

Dabei wurde uns zweierlei klar:

Ihre Persönlichkeit und ihr Stil faszinierten. Sie war authentisch, blieb natürlich und in sich ruhend, strebte nicht nach Anerkennung und Lob, sie konnte gut zuhören, „hatte eine unkomplizierte und herzliche Art im Umgang mit Menschen(Zitat von Susanne Zimmermann), vertrat ihre Meinung deutlich, aber ohne Schärfe, war unerschrocken und  forderte aus einer Besorgnis heraus und mit Nachdruck – Werte ein, die uns, jetzt in besonderem Maße, wichtig sind: Kampf für Demokratie, Abbau von Ungerechtigkeiten, Verwirklichen von Menschenrechten…

Sie hat in den Wirren der deutschen Besatzung der Niederlande das Tagebuch von Anne Frank  gerettet. Millionen Menschen haben es gelesen. Es gehört zur Weltliteratur. Das hat mit Gütersloh nur indirekt zu tun!

Die Anne-Frank-Gesamtschule in Gütersloh verdankt Miep Gies die  besonders tiefe Identifikation der Schulgemeinde mit der Patronin. Durch Miep Gies Hintergrundinformationen, lebendige Schilderungen der Situation 1942-46, schülernahe, aufrüttelnde  Begegnungen wurden Hunderten von Schülerinnen und Schülern Anne und ihre „Mission“ nahegebracht. 

Nach meiner Pensionierung, 2002, haben meine Frau und ich Miep Gies in Hoorn besucht. In diesem Zusammenhang erfuhr sie von uns, dass die Anne-Frank-Gesamtschule neben den ihr bekannten Verbindungen zu israelischen Bürgern auch Kontakte mit der palästinensischen Seite aufgenommen hatte und dass den federführenden Kollegiumsmitgliedern, Frau Kappler und Herrn Weykam, ein trilateraler Ansatz  vorschwebte , d.h. gleichzeitige Begegnungen von Israelis, Palästinensern und Deutschen mit Erfahrungsaustausch, gemeinsamer Fortbildung und  Versöhnungsbemühungen. Sie nahm diese Informationen  auf, hatte keine Einwände, konnte aber die Konsequenzen aufgrund dieser wenigen Hinweise kaum einschätzen.

Heute aber wissen wir, dass der Kontakt zur palästinensischen  Seite sehr fruchtbar geworden ist. Über 250 Schülerinnen und Schüler der Anne-Frank-Gesamtschule haben an diesem Jugendfriedensprojekt bisher teilgenommen. Sie gewannen  ein vertieftes Verständnis für Menschen anderer Herkunft, Kultur und Religion und  ein differenziertes Bild über die komplizierte Lage im Nahen Osten.   Einige herausragende Veranstaltungen folgten:

1999 nahm eine 12köpfige Lehrergruppe aus Gütersloh Kontakt mit der School of Hope in Ramallah auf.

2002 gemeinsame Fortbildung  von Lehrerinnenund Lehrern beider Schulen und die feierliche Unterzeichnung  der Partnerschaftsurkunde.

2006 Auszeichnung der Projektarbeit „Mut zum Dialog“.

2015 Auszeichnung Projektwettbewerb (Collagen) „Lebenswirklichkeit in Palästina“.

Die in diesem Zusammenhang genannten Kollegen, ergänzt durch Ludwig Stienen  und andere  wichtige Persönlichkeiten der Region, gründeten 2004 die Stiftung „Begegnung. Stiftung Deutsch-Palästinensisches Jugendwerk“. Diese verdienstvolle  Einrichtung ist aus der schulischen Arbeit erwachsen, aber in ihren Aktionen autonom, fördert aber die pädagogisch-politische Intention der Anne-Frank-Gesamtschule wie  zum Beispiel hier im Forum diese aktuelle Ausstellung „Ride for Justice“der Ethnologin und Dokumentarfotografin Anika Machura.

Der Dezernent in Detmold schrieb schon vor 15 Jahren, dass der Name Anne Frank für die Gesamtschule in GT  „in besonderem Maße Programm und Verpflichtung war“.  Und dieses Urteil gilt wohl bis heute.

Ausgerechnet in diesem Jahre – 30 Jahre nach der Namengebungsfeier – gab ein ehemaliger Kollege der Anne-Frank-Gesamtschule, Jürgen Zimmermann, einen Gedichtband heraus. In ihm finde ich ein ungewöhnliches Gedicht über Anne Frank:

mit nur 14 jahren in bergen-belsen

gestorben worden

schrieb tagnächtlich augenblicke

aus fensterritzen in tagebücher

erotischpolitischsanftgiftige texte

zu dem hinterhofversteck

zuletzt fragend: mensch hitler

wie gefiel ihnen meine gebrochene handschrift?

Die Anne-Frank-Gesamtschule hat ihre Verpflichtungen aus der Namengebungsfeier ernstgenommen und ihre pädagogisch-politische Linie  fortgesetzt. Man kann also ein gewisses konsequentes Verhalten feststellen, das Miep Gies offenbar schätzte, als sie 1993 schrieb: „Ich habe viele Schulen in Europa und Amerika besucht, aber so treu wie die Schule in Gütersloh  ist keine andere!“ 

Rede des Schülersprechers Dimosthenis Koutsakis

Sehr geehrte Gäste, Eingeladene der Stadt, des Auslands und Mitglieder der Schule:

Mein Name ist Dimosthenis Koutsakis und ich bin Mitglied des Projektkurses “Erinnern für die Zukunft” des 12. Jahrgangs und vertrete außerdem unsere SV. Auch unsere Beteiligung als Schüler dieser Schule ist von enormer Wichtigkeit und zeigt, dass die Lehrer und Lehrerinnen mit ihren Aktionen nicht allein stehen.

Wir ehren mit der Benennung des Weges eine besondere und natürlich zukunftsweisende Frau, die genauso wie unsere Namensgeberin Anne Frank ein leuchtendes Beispiel für Mut und Toleranz in schwierigen Zeiten darstellt.

Miep Gies ist als wichtigste Helferin der Familie Frank, der Familie van Pels sowie von Fritz Pfeffer und als Schlüsselfigur der Unterstützung von Untergetauchten und Verfolgten in die Geschichte eingegangen. Geboren als Hermine Santouschitz in Wien, kam sie aufgrund der schlechten Versorgungslage in Österreich schon als junges Mädchen in die Niederlande und wuchs fortan dort auf. Nach ihrer Schulzeit bekam sie eine Stelle in Otto Franks Firma Opekta. 1940 besetzten deutsche Truppen die Niederlande und die Judenverfolgung begann auch dort.

Die Familie Frank tauchte am 6. Juli 1942 in dem Versteck im Hinterhaus der Prinsengracht 263 unter. Später zogen auch die van Pels und Fritz Pfeffer zu ihnen ins Versteck.

Miep Gies als Helferin spielte dabei eine sehr wichtige Rollen, da sie anfangs zusammen mit Otto Frank für die ausreichende Ausstattung des Hinterhauses sorgte und die Familie über mehr als zwei Jahre mit Nahrung und Information versorgte.

Als es 1944 zum Verrat kam, wurden die Untergetauchten über Westerborg nach Auschwitz deportiert, von wo sie dann auch verschiedene Konzentrationslager verteilt wurden. Otto Frank, der für Deutschland im Ersten Weltkrieg gedient hatte, kehrte als einziger nach Amsterdam zurück. Nachdem er befreit worden war, nahm er sofort Kontakt zu Miep Gies auf. Sie leistete einen weiteren erheblich wichtigen Beitrag zur Hilfe der Erinnerung der Opfer des Nationalsozialismus. Sie fand das Tagebuch von Anne Frank im verlassenen Hinterhaus, versteckte es und gab es schließlich Annes Vater persönlich.

Miep Gies war die bedeutendste der Helfer bei der Unterbringung der Verfolgten. Ohne ihre Hilfe hätte Anne Frank niemals die Möglichkeit gehabt im Hinterhaus ihr heute weltberühmtes Tagebuch zu schreiben.

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg, der eine unvorstellbare Tragödie für einzelne Leben, Beziehungen, Gesellschaften und Kulturen zur Folge hatte, engagierte sich Miep Gies weiterhin gegen Hass und Intoleranz. Besonders lag es ihr am Herzen, junge Menschen aufzuklären und für Toleranz und Mitmenschlichkeit zu sensibilisieren.

Um ihre Bedeutung unterstreichen und würdigen zu können, möchte ich an dieser Stelle unseren ehemaligen Bundestagspräsidenten Norbert Lammert zitieren:

“Wenn wir Gedenken ernst nehmen, so müssen wir jeder Zeit, jeder Generation zugestehen und zumuten, eigene Fragen zu stellen und ein jeweils eigenes Gedenken zu entwickeln – kein Vergessen, sondern Erinnern: stets neues Mitfühlen, Mitdenken. Wir sind dazu verpflichtet, jede Form von Hass, Intoleranz, Diskriminierung, Ausgrenzung und Antisemitismus entschieden zu bekämpfen.”

Rede des Schülers Aleksandar Mitrović

Auch ich begrüße Sie als Mitglied des Projektkurses Geschichte „Erinnern für die Zukunft“ und der Anne-Frank-AG ganz herzlich zu dieser Feierlichkeit.

Nun sind es schon 30 Jahre, dass unsere Schule den Namen Anne Frank trägt.

Seit jeher sind wir bemüht diesem Namen auch gerecht zu werden.

Uns begleitet die Geschichte von Anne Frank täglich und somit setzten wir uns für ein friedliches Miteinander ein.

Bei der Aufarbeitung von Anne Franks Geschichte, vor allem auch bei der Anne-Frank-AG, stießen wir häufig auf einen weiteren wichtigen Namen – MIEP GIES.

Eine Frau mit großem Mut und viel Courage, die mit ihren Mithelfern dafür sorgte, dass die Franks, van Pels` und Fritz Pfeffer über zwei Jahre in ihrem Versteck überleben konnten.

Sie ist diejenige Person, die es Anne Frank möglich machte, ihren großen Wunsch als Schriftstellerin, leider erst nach ihrer Ermordung, zu verwirklichen.

Ohne Miep Gies wäre und Anne Frank heute kein Begriff und ihre Leidensgeschichte unbekannt.

Wir als Schüler dieser Schule setzen uns entschieden gegen jede Art von Diskriminierung und Rassismus ein und unterstützen diejenigen die unsere Hilfe brauchen.

Deshalb sind wir die SCHULE OHNE RASSISMUS, SCHULE MIT COURAGE.

Nun gebe ich weiter an Johannes!

80 Absolventen mit dem Abitur entlassen

(FahB) Musik ist ein besonderer Schwerpunkt der Anne-Frank-Schule. Gleich vier verschiedene Formationen, die Big Band, die Abi-Band, der Chor „Young Voices“ und der Guitarrist Farshad Bigham,  gaben der diesjährigen Abiturfeier ihren festlichen Rahmen und sorgten für die passende Stimmung. Mit 80 Abiturienten ist der 2018-er Jahrgang der bisher größte unter den inzwischen 24 Abiturjahrgängen der AFS. Schulleiter Jörg Witteborg, der zugleich für den erkrankten Bürgermeister einspringen musste, wies in seinen Glückwünschen besonders darauf hin, dass gerade einmal einem knappen Viertel des Jahrgangs beim Übergang in die weiterführende Schule das Abitur als Abschluss prognostiziert gewesen sei. Auch im Namen von Rat und Verwaltung dankte er Eltern und Lehrern. Die „entspannten Lehrer“ hob Justus Wittop als Sprecher der Jahrgangsstufe hervor, wies auf „lebensbestimmende Momente“ hin, erinnerte an das Glück, das man mit der Stufenleitung gehabt habe. In seinen Dank an die Stufenleiter, die „Biss gezeigt“ hätten, schloss er auch alle anderen Lehrer ein. Nun aber gehe es richtig los: „Bisher haben wir nur von der Welt gehört, jetzt ist es unsere Welt, machen wir eine gute daraus“, forderte er seine Kommilitonen auf. Olaf Krone dankte im Namen der Eltern für die tolle Begleitung ihrer Kinder in einer Schule, in der stets „der Mensch im Mittelpunkt“ stehe. Er wisse es aber auch zu schätzen, dass alle „endlich voll entwickelt“ seien. Seine Glückwünsche verband er mit dem Hinweis, das Abitur sei nun nur die Basis und entlassen in die große, weite Welt dürfe man nie aufhören, sich weiter zu entwickeln. Er wählte zur Unterstreichung einen Aphorismus des Literaten und Journalisten Victor Blüthgen (1844-1920): „Kannst du nicht wie der Adler fliegen, klettere Schritt für Schritt bergan; wer mit Mühe den Gipfel gewann, hat auch die Welt zu Füßen liegen.“ Auch die Jahrgangsleiter Katrin Bokeloh und Norbert Künzel bezogen sich auf das (aus der Pokémon-Welt entlehnte) Abiturmotto: „Abikachu. Nach 13 Jahren endlich entwickelt“ und ließen witzig und locker die Entwicklung der Monster durch die verschiedenen Arenen der letzten drei Jahre Revue passieren, bis dann endlich in der Psychoarena die vier Abiturfächer besiegt werden konnten und eine Entwicklung abgeschlossen war. Dennoch: „Hört nie auf, Euch weiter zu entwickeln“, mahnten sie. Besonders geehrt wurden Nisa Kaymakçi als beste Schülerin und Roman Topmöller als bester Schüler; Johanna Seel, Luca Witte, Natascha Brock , Konstantin Klasbrummel und Lea Kramme für ihr Engagement in der Schülervertretung; Jule Genuit, Pia Hanneforth und Patrick Ringkamp für langjährige Mitarbeit in der Schülerzeitung „Virus“. Roman Topmöller wurde als bester Mathematiker von Nicky Schwartze mit einem Sonderpreis ausgezeichnet. Auf alle warteten Buchgeschenke, die Regina Blockhaus für den Schulverein überreichte. Der Social Award der Volksbanken für besonderes schulisches und außerschulisches soziales Engagement ging in diesem Jahr, obwohl so nicht vorgesehen, an zwei Personen: an Johanna Seel, v.a. für ihre unermüdlichen Einsatz in der SV, und an Martin Kosfeld, der sich ebenso in der freiwilligen Feuerwehr wie im Blutspendedienst hervortut. Höhepunkt war die von virtuosem Guitarrenspiel untermalte Zeugnisausgabe, bevor die Moderatoren Johanna Seel und Liam Poggengerd allen, die zur Durchführung der Feier beitrugen, Danke sagten und zu kurzweiligem Umtrunk und Imbiss einluden. Vorher aber hatten sie noch eine Überraschung für Chiara Schulz bereit, die dritte Jahrgangsleiterin, die wegen der Geburt ihres Kindes vorzeitig ausschied: einen Baby-Pulli. Namen der Abiturienten Lea Altenkort, Raffi Auhan, Justin Bangina, Lennart Bänisch, Leona Bärenfänger, Çağatay Berk, Niklas Böckmann, Lisa Brock, Natascha Brock, Ioannis Charitos, Aspasia Charitou, Jacques-Rene Coesfeld, Maria Dayan, Can Demirdögen, Sarah Düpmann, Raffael Eggert, Samuel Engels, Jasmin Franik, Lea Gatilov, Jule Genuit, Valentin Germal, Natalie Gezer, Leyla Goldmann, Svea Greßmeyer, Konstantinos Grigoriadis, Pia Hanneforth, Vincent Joel Heinzelmann, Fabian Hildebrandt, Sarah Marie Hoffmann, Lea Hoppe, Nicole Jaraczewski, Lirije Kajtazi, Joyce Samantha Kastrup, Nisa Kaymakci, Elisa Keilbart, Konstantin Klasbrummel, Elisa Klatt, Lea Knappmann, Michelle Karin Kornek, Martin Kosfeld, Lea Kramme, Lea Malin Krause, Matthias Kroll, Lucas Krone, Benjamin Lehmann, Michael Linnemann, Vanessa Marek, Katharina Masslennikow, Jannis Moss, Philip Neufeld, Liam Poggengerd, Ronja Potthoff, Alina Raasch, Jascha Reiling, Henri Reschke, Qendresa Rexhaj, Patrick Ringkamp, Leon Roggenland, Salim Saeed, Charleen Marie Sanni, Pembe Sarilkan, Sina Schwarz, Johanna Seel, Alan Sino, Mehmet Kutsal Sözen, Wali Sultani, Alina Sundukow, Catharina Telgenbrock, Roman Topmöller, Kimberly Trautmann, Simon van Rijbroek, Jana Volgmann, Charlene von Appen, Olivia Daniela Waterstrat, Luca Witte, Justus Wittop, Victoria Wypasek, Kerstin Zunker Auszeichnungen (v.l.) vorne: Regina Blockhaus (Schulverein), Johanna Seel, Pia Hanneforth, Jule Genuit, Konstantin Klasbrummel, Katrin Bokeloh hinten: Martin Kosfeld, Roman Topmöller, Patrick Ringkamp, Nisa Kaymakçi, Luca Witte, Lea Kramme, Natascha Brock, Nicky Schwartze, Norbert Künzel, Jörg Witteborg [Photos: Fabian Flöper]

Rede von Johannes Robers, Mitglied des Projektkurses “Erinnern für die Zukunft” des Jahrganges 12

Ich bin ebenso wie meine beiden Vorredner Teilnehmer des diesjährigen Projektkurses Geschichte „Erinnern für die Zukunft“. Es geht darum aus der Vergangenheit zu lernen und in Zukunft besser zu handeln. Unser Kurs versucht exakt dies zu Miep Gies und der NS-Zeit in Gütersloh.

Angefangen hat unsere Arbeit mit den Stolpersteinen in Gütersloh. Wie war das jüdische Leben vor und während des 2 Weltkrieges? Denn nie stand in diesem Projektkurs nur das abstrakte große Ganze im Zentrum, sondern die Arbeit am Verständlichen, Greifbaren und Lokalen. Dadurch konnten wir einen ganz anderen Bezug zu schon bekannten Themen entwickeln.

All unsere späteren Arbeiten prägte besonders unsere Fahrt zu Beginn dieses Jahres nach Auschwitz in Oswiecim. Dort wurde das Schulbuch für uns Realität, erst begreifbar, was der Massenmord der Nazis an den Juden bedeutet. Und wie die Lebensrealität der Gefangenen und Ermordeten in den Konzentrationslagern aussah.

Mit diesen Eindrücken arbeiteten wir zu Miep Gies, der Vergangenheit unserer Schule und wie beides miteinander verbunden war.

Ohne unsere Lehrer und Eltern, allen die uns unterstützt, und mit Material versorgt haben, gezeigt wie man wissenschaftlich arbeitet und was weniger wichtig oder ganz besonders ist, hätten wir diese Arbeiten jedoch nie so schreiben können.

Dabei erhielten wir großartige Hilfe von Herrn Rolfes und Herrn Limper, die unseren Kurs besuchten und uns als Zeitzeugen für die Namensgebung vor 30 Jahren zur Verfügung standen. Die Möglichkeit diese beiden Interviewen zu können hat vielen von uns geholfen und war ein weiteres Highlight unseres Kurses.

Wer möchte kann unsere Projektarbeiten lesen. Wir haben sie auf der Homepage der Anne Frank Schule veröffentlicht, damit auch sie an die Vergangenheit für die Zukunft erinnern werden, Menschen zum Nachdenken oder gar Handeln anregen um diese Welt zu einem besseren Ort zu machen, an dem es nie mehr zu einem so großen Verbrechen kommen mag wie dem der Nationalsozialisten.

Das Schicksal Anne Franks und das Wirken von Miep Gies sollen immer Erinnerung und Mahnung für die Zukunft sein.

Vielen dank für ihre Aufmerksamkeit!

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