Stellungnahme des Kollegiums der Anne-Frank-Schule zum Artikel „Viertklässler hängen in der Luft“ der Neuen Westfälischen vom 18.04.2024
Die Anne-Frank-Schule, als erste Gesamtschule in Gütersloh, schaut auf eine fast 40-jährige Geschichte zurück. Damals erklärte sich die Schule bereit, den schulpolitischen Frieden in Gütersloh zu wahren und einen Beitrag für ein gedeihliches Miteinander zu leisten, und diese Verpflichtung hat die Anne-Frank-Schule zweifellos im Laufe der vielen Jahre ihrer Geschichte erfüllt.
Die Anne-Frank-Schule leistet einen Beitrag zum gesellschaftlichen Miteinander wie kaum eine andere Schule in Gütersloh, denn Herausforderungen wie gelebte Inklusion, Integration und einen gerechten Zugang zu Bildung zu ermöglichen, gehören zu unserem Schulalltag. So haben wir viele Schüler*innen zum Abitur geführt, die in der Grundschule zunächst eine Hauptschulempfehlung erhalten haben, Kindern mit verschiedenen Förderschwerpunkten eine Chance gegeben, sich bei uns weiterzuentwickeln. Wir übernehmen gesellschaftliche Verantwortung und geben auch Kindern mit geringen Chancen einen Zugang zu Bildung. Wir unterhalten seit vielen Jahren erfolgreiche Kooperationen mit außerschulischen Partnern u.a. mit der Volkshochschule, dem Anne-Frank-Zentrum und der Firma Miele und führen mit diesen vielfältige Projekte durch, z. B. Wissenschaft trifft Schule, Sprachzertifikate, Knigge-Kurs, Gesprächskonzerte. Jahr für Jahr vermitteln wir unsere Schüler*innen erfolgreich ins Berufsleben, führen unter Beteiligung vieler ortsansässiger Firmen einen Berufsparcours und ein eigenes Berufsforum durch und haben für diese Arbeit das Siegel ‘Berufswahl- und ausbildungsfreundliche Schule’ erhalten. Wir sind MINT-freundliche Schule, Europaschule, Erasmus Plus akkreditiert und haben verschiedene internationale Partnerschaften. Wir nehmen an nationalen und internationalen Projekten und Wettbewerben teil und erhalten regelmäßig Preise für unsere Arbeit. Diese Arbeit wurde im letzten Schuljahr durch die Qualitätsanalyse (QA) evaluiert und anerkannt.
Trotz der guten Arbeit sehen wir uns seit geraumer Zeit mit zusätzlichen Herausforderungen konfrontiert, die wir nicht mehr hinnehmen wollen. Eine dieser Herausforderungen ist die schlechte Presse, die wir bekommen, z.B. durch den von der Neuen Westfälischen veröffentlichten einseitigen und vorurteilsbehafteten Kommentar „Viertklässler hängen in der Luft“ vom 18. April 2024, in dem in der Unterzeile steht „[…] Wer aufs Gymnasium wollte, muss nun damit rechnen, sein Abitur an der Anne-Frank-Schule machen zu müssen […]“. Diese Aussage propagiert nicht nur eine Wertigkeit der Schulformen Gymnasium und Gesamtschule, sondern diskreditiert vor allem unsere Schule. Weiter wird in diesem Artikel eine Mutter zitiert, die sich fragt, warum an der AFS noch Plätze frei seien, und es wird von der Neuen Westfälischen anschließend ergänzt „Ein Grund, den niemand offen ausspricht, könnte der hohe Migrationsanteil an der Schule sein“. Was suggeriert diese Aussage? Warum kann man nicht offen über Migration und Migrationsanteil an Schulen sprechen? Es ist in der Tat ein sehr wichtiges Thema, wenn man es sachlich und ernsthaft angehen möchte. In diesem Artikel werden aber unterschwellige Bemerkungen über unsere Schule gemacht, die weder sachlich sind noch zum friedlichen Miteinander führen. Ganz im Gegenteil, sie können zu mehr Vorurteilen und Spaltung führen.
Als Schule wünschen wir uns, dass die Redaktion der Neuen Westfälischen verantwortungsbewusst mit der Aufgabe umgeht, keine gesellschaftlichen Ängste und Sorgen schürt, sondern für eine sachkundige Berichterstattung sorgt. Zudem laden wir alle Interessierten herzlich in die AFS ein, um unsere Schule, unsere Projekte und Aktivitäten kennenzulernen und sich nicht von schnell gefassten Vorurteilen leiten zu lassen. Auch wenn es an unserer Schule nicht an Erfolgsgeschichten fehlt, machen diese leider keine schnellen Schlagzeilen.
Die Anne-Frank-Schule ist eine interkulturelle Schule und ein Spiegel unserer Gesellschaft und als Kollegium der AFS stehen wir dazu. Die Aufgabe für eine gelungene Inklusion und Integration in der Stadt Gütersloh zu sorgen, ist aber nicht nur die Aufgabe unserer Schule, sondern die aller Bürger*innen, aller Eltern, der Stadtverwaltung und auch aller Schulen in der Stadt. Wir entscheiden heute, wie wir in der Zukunft leben wollen. Wir wünschen und setzen uns für eine demokratische, vielfältige, chancengerechte und tolerante Stadt ein.
Gütersloh, 22. April 2024
das Kollegium der Anne-Frank-Schule
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