von FlöF | Allgemein, Schuljahr 2019/2020, VIRUS-online
Was fällt dir als erstes ein, wenn du hörst, dass jemand an Depressionen leidet? Vielleicht denkst du, dass diese Menschen nur übertreiben und nach Aufmerksamkeit suchen. Solltest du solche Gedanken haben, liegt das vermutlich daran, dass du nicht richtig über die Krankheit informiert bist. Und warum ist das so? Weil sie in unserer Gesellschaft ein Tabuthema ist.
Das Wort „Depressionen“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „niederdrücken“. Depressionen sind eine psychische Krankheit, die du dir im Vergleich mit einer schweren Erkältungskrankheit so vorstellen kann: Zuerst geht es dir ein bisschen schlecht. Du erkennst Anzeichen eines Schnupfens. In der nächsten Stufe sind weitere Symptome zu erkennen wie z.B. Husten. Bald geht es dir immer schlechter und du bekommst heftigere gesundheitliche Beeinträchtigungen wie bei einer Grippe. Und wenn du dann immer noch nicht auf deine Symptome eingehst, ist die Lungenentzündung nicht mehr weit entfernt.
Der beschriebene Verlauf lässt sich mit der Entwicklung einer Depression vergleichen. Deshalb hat auch nicht jeder, dem es vielleicht einmal nicht so gut geht, eine Depression. Oft ist es schwierig, zwischen Traurigkeit, Einsamkeit, Unwohlsein und Depression zu unterscheiden. Daher diagnostizieren sich viele selbst zu voreilig entweder als depressiv oder einfach nur als „etwas schlecht drauf“ und liegen damit häufig falsch.
Wenn es dir über einen längeren Zeitraum schlecht geht, solltest du handeln und professionelle Hilfe aufsuchen. Denn nur Fachleute können feststellen, ob du wirklich an einer Depression erkrankt bist. Um diese Krankheit diagnostizieren zu können, muss eine bestimmte Anzahl an Symptomen über einen gewissen Zeitraum bestehen.
Doch welche Beschwerden können die Symptome einer Depression sein? Menschen mit dieser Krankheit fühlen sich häufig bedrückt, grübeln viel und hängen oft in einer Denkschleife fest. Sie fühlen sich oft antriebslos und ihre Leistungsfähigkeit ist beschränkt. Sie verspüren Trauer sowie Einsamkeit und sind oft sauer und wütend auf sich oder andere, denn zu viel Trauer löst einen Schutzmechanismus im Körper aus, der die Trauer in Wut umwandelt. Ansonsten könnte die Traurigkeit zu Hilflosigkeit führen und das ist auf Dauer untragbar für das seelische Wohlbefinden.
Von dieser Krankheit Betroffene denken häufig anders als Nichterkrankte, weshalb Therapeuten oft von einem „Denkfehler“ im Zusammenhang mit Depressionen sprechen. So sieht der Betroffene sich selbst oft als Verursacher negativer Ereignisse. Viele scheuen sich aber trotz ihres schlechten Befindens professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, denn in unsere heutigen Wettbewerbsgesellschaft ist es schwer, sich eine Depression einzugestehen, z.B. weil man sich den Mitmenschen gegenüber minderwertig fühlt. Dies führt allerdings zu Stress, der wiederum zu stärkeren Depressionen führen kann.
Doch warum bekommt man Depressionen? Diese Frage ist kaum zu beantworten, da die Ursachen der Krankheit vielfältig sind. Eine Depression muss nicht immer mit einer traumatischen Kindheit oder mit einem Schicksalsschlag in Verbindung stehen. Auch das wohlhabendste und wohlbehütetste Kind kann aus den verschiedensten Gründen erkranken.
Wichtig ist zu akzeptieren, dass eine Depression eine Krankheit ist wie jede andere auch. 5,3 Millionen Deutsche sind an ihr erkrankt, wobei nur ein Drittel von ihnen professionelle Hilfe erhält.
Leider führen Unwissenheit und Vorurteile dazu, dass wir diese Krankheit häufig nicht akzeptieren und die Betroffenen manchmal belächeln. Aber es ist wichtig, jederzeit respektvoll und verständnisvoll mit jedem Menschen umzugehen. Denn jeder trägt sein Päckchen.
Ich finde es nicht richtig, dass viele Menschen die Krankheit abwerten mit Aussagen wie „Probleme habe ich auch, aber ich habe noch lange keine Depression“, „Es ist persönliches und schuldhaftes Versagen und keine Erkrankung“ oder „Sie/Er hat doch alles, was man sich wünschen kann“, denn solche Äußerungen sind respektlos und wenig empathisch. Allerdings glaube ich, dass Unwissenheit und Unsicherheit häufig die Ursache für solche Aussagen sind.
Außerdem kann ich kein Verständnis dafür aufbringen, wie mit Depressionen im alltäglichen Leben umgegangen wird. Ich finde es nämlich legitim, nicht nur bei körperlichen, sondern auch bei psychischen Beschwerden ein Treffen abzusagen, einfach mal zu Hause zu bleiben oder irgendwas einfach mal nicht hinzukriegen. Aber viele andere Menschen begegnen solchen Situationen mit wenig Verständnis. Dabei sollte die psychische Gesundheit nicht weniger Aufmerksamkeit bekommen als die körperliche.
Mit Depressionen umzugehen, ist nicht einfach, sowohl für die Betroffenen als auch für die Mitmenschen. Denn diese können eben auch nur bis zu einem gewissen Punkt helfen. Daher rate ich euch einfach nur Verständnis aufzubringen und das Gefühlsleben eures Gegenübers zu akzeptieren. Vor allem solltet ihr niemanden in eine Schublade stecken, denn ihr könnt den meisten Menschen nur vor den Kopf gucken und wisst nicht, womit diese Person zu kämpfen hat.
Daher ist mein Anliegen an euch: Be kind!
Johanna Löhr, Jg. 10
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Anime sind japanische Trickfilmserien, die von Hand gezeichnet sind. Der erste Animationsfilm entstand im Jahre 1917 und wird häufig als Vorgänger der Anime-Serien bezeichnet. Die erste Anime-Serie soll „Astro Boy“ gewesen sein; sie wurde ab dem 1.1.1963 im japanischen Fernsehen ausgestrahlt.
Nach Deutschland kamen die Filme und Serien erst später, der erste Anime-Film nämlich im Jahre 1961 und die erste Serie erst zehn Jahre später.
Ich schaue sehr gerne Anime und möchte euch einige empfehlen, die mir besonders gut gefallen.
In Haikyu!! geht es um den Jungen Shouyou Hinata, der gerne so gut Volleyball spielen würde wie sein Idol, der kleine Titan.
Free! handelt von Haruka Nanase, der gerne mit seinen Freunden schwimmen geht. Eines Tages allerdings verschwindet einer seiner Freunde und geht nach Australien, um als Schwimmer an der Olympiade teilzunehmen, und als er zurückkehrt, ist er nicht mehr so wie vorher.
Eren Jeager aus Attack in Titan ist ein ganz normaler Junge, doch eines Tages passiert ein schlimmes Ereignis, an dem die Titanen schuld sind. Und deswegen möchte Eren sich jetzt an jedem Einzelnen rächen.
In Death Note geht es um Light Yagami, den Besitzer eines Death Notes. Wenn man einen Namen hineinschreibt, stirbt die Person, die den Namen trägt.
Izuku Midoriya aus My Hero Academia würde gerne ein so großer Held werden wie All Might, doch leider wurde er ohne Superkräfte geboren.
Im Mittelpunkt von Assasination Classroom steht die Klasse 9E, die ein außerirdisches Wesen als Klassenlehrer bekommt. Dieser möchte nicht nur die Kinder unterrichten, sondern auch die Erde zerstören.
Jamilia Norris, Jg. 6
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Lernbüro zu Hause – in Zeiten der Corona-Krise
Interview mit Jonas Freudrich (5 A)
- Ist es dir leicht gefallen, dich an das neue System zu gewöhnen?
Mir ist es eigentlich ganz leicht gefallen, mich an das neue System zu gewöhnen. Es ist fast so wie normaler Unterricht, nur dass man in den Fächern nicht immer das Gleiche lernt wie die anderen. Ich kann selber bestimmen, was ich an den einzelnen Tagen mache/lerne.
- Wie gefällt dir der gemeinsame Anfang?
Es ist ganz ok, weil wir montags/freitags immer über das „Lob der Woche“ abstimmen. Wir besprechen dann, was in der Woche in der Klasse gut gelaufen ist. Es wird aber auch darüber geredet, was nicht so gut gelaufen ist. (z.B. wer sich mit wem gestritten hat).
- Wie kommst du mit dem selbstständigen Arbeiten im Lernbüro zurecht?
Es ist mir leicht gefallen, mich an das selbständige Arbeiten im Lernbüro zu gewöhnen, weil ich mich selbständig organisieren kann.
- Wie hilfreich sind für dich die Beratungsgespräche?
Ich finde die Beratungsgespräche sehr hilfreich, weil wir zusammen mit den Lehrern eine Lösung dafür finden, was wir im Unterricht besser machen können. Zum Beispiel, in welchem Unterricht ich mehr oder weniger machen sollte.
- Kannst du dir vorstellen, auch in anderen Fächern im Lernbüro zu arbeiten? In welchen würdest du es gerne machen?
Ja, ich kann mir vorstellen, dass ich auch in anderen Fächern im Lernbüro arbeite, z.B. in Gesellschaftslehre, Musik oder Kunst.
Interview mit Alina Piekarzewski (5 D)
1, Ist es dir leicht gefallen, dich an das neue System zu gewöhnen?
Es ging. Anfangs musste ich mich schon umgewöhnen, weil es in der Grundschule das System nicht gab und dadurch alles anders für mich war.
- Wie gefällt dir der gemeinsame Anfang?
Er gefällt mir gut, weil man über viele Sachen reden kann. Auch kann man manchmal Spiele spielen mit den Mitschülern.
- Wie kommst du mit dem selbstständigen Arbeiten im Lernbüro zurecht?
Eigentlich gut. Aber manchmal ist es so, dass der Lehrer zu einem anderen Kind geht, um ihm zu helfen, und mir dann sagt: „Arbeite an einer anderen Aufgabe weiter“. Und wenn das dann meine letzte Aufgabe ist, muss ich warten, bis der Lehrer wieder frei ist.
- Wie hilfreich sind für dich die Beratungsgespräche?
Schon hilfreich, weil meine Lehrerinnen mir Tipps geben, was ich später besser machen kann.
- Kannst du dir vorstellen, auch in anderen Fächern im Lernbüro zu arbeiten? In welchen würdest du es gerne machen?
Ja und nein, und wenn dann in Gesellschaftslehre. Ja, weil wir GL nur zweimal die Woche haben, und nein, weil man sich dann vielleicht zu lange zwischen dem Hauptfach und GL entscheiden müsste.
Foto: Karin Piekarzewski
Hannah Sandfort und Jilan Janeel (Jg. 6) für die Virusredaktion.
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Im Februar 2004 erstellte
ein Cambridgestudent namens Marc Zuckerberg eine Internetplattform, die das
Leben vieler Menschen verändern sollte – er gründete Facebook.
Das „Folgen“ von
Freunden und Bekannten, aber auch wildfremden Menschen sowie das „Liken“ von
deren Bildern wurden schnell publik. Und Facebook war nur der Startschuss für
eine ganze Ära von Social Network wie Snapchat, Instagram, Tik Tok und Co.
Allerdings
veränderte sich im Laufe der Jahre das Bild vom sogenannten Social Network mehr
und mehr zum Anti-social Network, denn sozial“ geht es auf
diesen Plattformen schon lange nicht mehr zu. Zunehmend werden Hass und Mobbing
verbreitet und die Jagd nach likes und Aufmerksamkeit hat schon so einige Menschen in den Abgrund
getrieben.
In kaum 16 Jahren haben
diese Plattformen unser Leben so verändert, wie man es sich niemals hätte
vorstellen konnte. Wir sind auf der Jagd nach riesigen Freundeslisten auf
Facebook und sitzen dabei einsam vor unserem Handy und bewerten uns nach Likes
und Followern. Oft ist das Erlebnis nur so viel wert, wie es likes gibt. Und
dabei ignorieren wir häufig die Menschen, die uns wirklich mögen. Häufig sitzen sie sogar direkt neben uns, aber
der Blick vom Smartphone geht zu selten hoch, um zu sehen, wer ein wahrer
Freund ist.
Lieber eine
Nachricht zu schreiben als zu reden, ist schon lange Konsens in der Gesellschaft geworden.
Die Welt ist gefüllt von so vielen „i“s, den iPads, iMacs, iPhones sowie von Selfies und Likes.
Und dabei bleibt nicht mehr genug Platz für Wichtiges
im Leben wie unsere Beziehungen – häufig merken wir nicht einmal, dass sie so
viel schneller zerbrechen als unsere Bildschirme. Soziale Netzwerke haben uns egoistischer
gemacht und trennen uns voneinander, was das Gegenteil zu der Ursprungsidee von
Social Media ist, nämlich Menschen miteinander zu verbinden.
Schon seit langem
weisen Fachleute darauf hin, dass man von sozialen Medien abhängig werden kann.
So befasst sich Dr. Cal Newport in dem TedX Talk mit dieser Thematik und weist auf
große Parallelen zwischen Glücksspielen und dem Surfen auf sozialen Netzwerken
hin. Bei dem Gewinn an einem Spielautomaten entsteht ein Glücksgefühl, das dazu
führt, dass man auch dann weiterspielen möchte, wenn man nur noch verliert, um
ein weiteres Erfolgserlebnis zu haben, koste es was es wolle.
Der gleiche
Mechanismus greift auch bei sozialen Medien. Wir freuen uns darüber, ein
interessantes Bild, einen spannenden Artikel oder ein tolles Video gefunden zu
haben und surfen weiter.
Auch wenn uns dann
in den folgenden Stunden nur belanglose Dinge angezeigt werden, greifen wir
doch immer wieder zum Handy, um noch einmal einen Beitrag zu finden, der uns
als noch wertvoller als der andere erscheint. Das ist der gleiche Mechanismus,
der auch bei einer Spielsucht greift.
Social Media ist
also nicht nur anti-social, sondern kann außerdem gefährlich werden, weil es
ein ungeheures Suchtpotenzial birgt.
Hinzu kommt, dass
soziale Medien unglaubliche Zeiträuber sind. Messt doch einmal selber, wie viel
Zeit ihr am Tag damit verbringt, Zeit, die ihr für viel sinnvollere Dinge
nutzen könntet.
Es geht mir nicht darum, die sozialen Netzwerke komplett zu verdammen, aber wir sollten alle einmal darüber nachdenken, wie und wie oft wir sie nutzen. Und vielleicht erkennen wir dann, dass es so viele schönere Dinge im Leben gibt als immer nur die virtuelle Welt.
Bild: Emily Löhr
von FlöF | Allgemein, Schuljahr 2019/2020, VIRUS-online
Mein Name ist Kevin Enck und ich
bin Schüler der 9. Klasse.
Seit 4 ½ Jahren bin ich
Schulsanitäter an unserer Schule. Neben mir gibt es noch 14 weitere SanitäterInnen.
Wir haben alle einen
Erste-Hilfe-Kurs hinter uns; außerdem haben wir eine einwöchige Ausbildung
mitgemacht, in der wir uns mit dem Wohl der PatientInnen auseinandergesetzt
haben. Da wir im letzten Jahr unterbesetzt waren, haben wir eine AG
eingerichtet, um neue MitarbeiterInnen zu gewinnen. In dieser AG, die von Frau
Beil und Frau Görlich geleitet wird, lernen die TeilnehmerInnen in einem Jahr
nach und nach das, was ich damals in der einwöchigen Ausbildung gelernt habe.
Die AG war so erfolgreich, dass wir sieben neue SanitäterInnen dazu gewonnen
haben und unsere Gruppe jetzt gut besetzt ist.
Am Anfang eines jeden Jahres
legen wir einen sogenannten Dienstplan fest, aus dem hervorgeht, wer an welchem
Tag und auf welcher Position Dienst hat. Ein Einsatztag läuft dann
folgendermaßen ab:
Die Person auf Position 1 wird
vom Sekretariat durch den Melder gerufen und läuft aus dem Unterricht zum
Sekretariat. Als nächstes geht es darum, herauszufinden, was passiert ist, und
wenn nötig, werden weitere SanitäterInnen hinzugerufen. Wir holen unseren
Schrankschlüssel sowie unsere Rucksäcke und machen uns auf dem Weg zum
Unfallort. Unsere Einsätze gehen vom Pflasterkleben bis hin zur Reanimation.
Wenn wir zu einem Einsatz gerufen
werden, ist unsere erste Aufgabe die Erstversorgung der PatientInnen.
Anschließend müssen wir wichtige Entscheidungen treffen, z. B. müssen wir
überlegen, ob weitere Maßnahmen notwendig sind, wie zum Beispiel den
Rettungswagen zu rufen.
Abschließend gibt es noch die für
manche unangenehme Aufgabe, das Unfallprotokoll zu verfassen; jeder unserer
Einsätze wird protokolliert und in einem Ordner fünf Jahre lang aufbewahrt.
Ich arbeite schon seit einigen
Jahren als Rettungssanitäter und mache diesen Dienst sehr gerne, da ich es mag,
Menschen zu helfen. Daher bin ich auch seit vier Jahren bei der Feuerwehr und
seit fünf Jahren beim Malteser Hilfsdienst tätig und weiß jetzt schon, dass ich
später Rettungssanitäter werden möchte.
Für Fragen stehen wir SchulsanitäterInnen euch jederzeit zur Verfügung.
Foto: Maria Schelletter
von FlöF | Allgemein, Schuljahr 2019/2020, VIRUS-online
Das Schuljahr 2019/20 brachte einen neuen
Schulleiter und mit ihm eine neue Lernkultur, durch die der Unterricht sich
stärker der heutigen Schülerschaft anpassen, zu mehr Selbstständigkeit führen
und das individuelle Lernen fördern soll.
Es ist acht Uhr an einem Freitagmorgen.
Schülerinnen und Schüler des 5. Jahrgangs schieben die Tische zur Seite und
bauen einen Stuhlkreis. Das aufgeregte Gebrabbel und Kindergelächter verstummt erst,
nachdem auch der Lehrer seinen Platz eingenommen hat und erwartungsvoll in die
Runde schaut.
Der gemeinsame Anfang kann beginnen. Es
wird Organisatorisches besprochen, es werden Ziele gesetzt, aber auch Spiele
gespielt. Auch wird gemeinsam getanzt oder gesungen. Und manchmal erzählen die
Kinder einfach nur, was ihnen gerade wichtig ist.
Heute steht wie jeden Freitag die
Vergebung des „Lobs der Woche“ auf dem Tagesplan. Dafür sagen die Kinder
zuerst, wen sie diese Woche für eine bestimmte gute Tat loben wollen, und
anschließend wird abgestimmt, wer den Titel für die Woche verdient hat. Danach
werden noch einige organisatorische Aspekte angesprochen und schon ist die
halbe Stunde vergangen.
Der gemütliche Stuhlkreis wird in ein
Lernbüro mit Einzeltischen verwandelt Kinder nehmen ihre Taschen und ihr
Namensschild und gehen zu dem Lernbüro, in dem sie heute arbeiten wollen oder
bleiben einfach in dem gerade eingerichteten Raum. Damit alles übersichtlich
bleibt, nehmen sie ihr Namensschild, um es dann an eine kleine Tafel zu hängen,
die anzeigt, wer wo sitzt.
Die SchülerInnen können sich zwischen den
Lernbüros der Fächer Deutsch, Englisch und Mathe entscheiden. In dem jeweiligen
Raum werden sie von FachlehrerInnen erwartet, die sie bei ihren Aufgaben unterstützen.
Diese können in drei verschiedenen Schwierigkeitsstufen bearbeitet werden, die sie
nach einer Beratung durch die Lehrkraft festlegen.
Anschließend arbeiten sie komplett
selbstständig. Lernpfade geben vor, wie viel und was sie schaffen müssen, und
als Hilfsmittel dienen neben Büchern, Heften und Arbeitsblättern auch Tablets
mit Lernvideos oder Ähnlichem. So mischt sich das altmodische analoge Lernen
mit dem modernen digitalen, was dazu führt, dass die manchmal eintönig
erscheinende Einzelarbeit auch abwechslungsreich gestaltet werden kann.
Natürlich ist die Freude immer groß, wenn Aufgaben auf dem Tablet bearbeitet
werden dürfen.
Sobald die Schülerinnen und Schüler mit
den Aufgaben zu einem Unterrichtsvorhaben fertig sind und sich sicher fühlen,
dass sie die dazu gehörigen Kompetenzen beherrschen, entscheiden sie in
Absprache mit der betreuenden Lehrerin oder dem betreuenden Lehrer, wann sie
die dazugehörige Arbeit schreiben möchten.
Diese wird ganz normal im Lernbüro
geschrieben, und zwar zu unterschiedlichen Zeitpunkten, und dennoch ist das
Risiko des Schummelns nicht erhöht. Wenn man mit den Kindern über ihre Einstellung
zu den Leistungsüberprüfungen spricht, ist schnell erkennbar, dass die meisten sich
für ihre eigenständige Arbeit auch eine individuelle Rückmeldung wünschen und
nicht die Aufgaben der anderen übernehmen wollen. Außerdem werden die
geschriebenen Arbeiten nicht wieder herausgegeben, sondern nur mit dem
jeweiligen Kind besprochen.
In den 60-minütigen Arbeitsphasen
herrscht zumeist eine ruhige und konzentrierte Atmosphäre. Diese hebt sich
deutlich von normalen Unterrichtsstunden ab. Jedoch wird diese Ruhe nicht
erzwungen sondern entsteht ganz natürlich, da die SchülerInnen lernen, eigene
Verantwortung bezüglich ihres Arbeitsverhaltens zu übernehmen, sodass sie auch im
Vergleich zum traditionellen Unterricht ein anderes Bewusstsein für ihr Lernverhalten
und den Lernstoff entwickeln.
Natürlich ist der Unterricht, wie wir ihn
sonst kennen, durch die neue Lernkultur nicht abgeschafft, denn Lernbüros gibt
es nur in den drei Hauptfächern und auch in diesen findet der Unterricht einmal
wöchentlich gemeinsam statt.
Kurz vor Ende der Lernbürozeit tritt dann
doch wieder das typische Schülersyndrom auf. Die Kinder werden deutlich
unruhiger und freuen sich auf ihre verdiente Pause. Bevor sie jedoch in die
Pause gehen dürfen, müssen sie noch in ihren Lernbegleiter eintragen, was sie
in der Stunde geschafft haben, um anschließend ihre Sachen in ihren Klassenraum
zurückzubringen.
Die Veränderung der Lernkultur ist eine
große Umstellung und stößt somit auch auf viele Skeptiker. Auch ich war mir am
Anfang nicht sicher, was ich davon halten soll, was sich allerdings geändert
hat, als ich eines Morgens hospitieren durfte. Viele meiner Zweifel wurden dadurch aufgehoben.
Das wichtigste Argument, das aus meiner Sicht für die Umstellung
spricht, ist die Tatsache, dass die SchülerInnen auf verschiedenen Schwierigkeitsstufen
arbeiten können. So werden die verschiedenen Stärken und Schwächen
beachtet und es kann individuell auf die einzelnen eingegangen werden. Da jeder
nach seinem eigenen Tempo und auf seinem eigenen Lernniveau arbeiten kann,
entsteht keine Langeweile und der Druck bei Leistungsschwächeren sinkt.
Genau dies, nämlich dass wir immer alle
das Gleiche machen mussten, hat mich in meinem Unterricht immer am meisten
genervt und nervt mich immer noch. Daher freue ich mich darüber, dass das jetzt
geändert wird.
Des Weiteren begeistert mich, wie
selbstständig die „Fünfer“ lernen und vor allem lernen dürfen. Gestört hat mich
vor allem in der Sekundarstufe I immer, dass wir von LehrerInnen gelenkt wurden
und wenig bis keine eigenen Entscheidungen treffen konnten.
Aus all diesen Gründen hat mich das neue
System weitgehend überzeugt. Für alle Skeptiker, aber auch für alle anderen
besteht die Möglichkeit zu hospitieren, um den neuen Unterricht kennenzulernen.
Und das sollte man unbedingt tun, bevor man ein abschließendes eigenes Urteil fällt,
um vorschnelle, fälschliche Aussagen zu vermeiden.
Für die Zukunft ist geplant, dass das Konzept in der kompletten Sekundarstufe I fortgeführt werden soll. Es soll dann jahrgangsübergreifende Lernbüros geben, sodass die SchülerInnen sich gegenseitig helfen können, was wiederum förderlich für das gemeinsame Lernen ist.
Foto: Fabian Flöper