Charlotte Eggert – Ökobilanz eines Klicks
Digitale Techniken haben sich in den letzten Jahren in unserem alltäglichen Leben etabliert. Wir streamen Serien auf Netflix, hören Musik mit Spotify und telefonieren über Whatsapp. Dazu kommt, dass auch Schulen oder Unternehmen digitalisiert werden und dort vieles nicht mehr analog verläuft, sondern digital. Die Digitalisierung betrifft jeden Bereich unseres Lebens – sowohl gesellschaftlich als auch wirtschaftlich. Die neuen Medien machen vieles einfacher und schneller. Dies hat sich im Laufe der Zeit normalisiert und ein Leben ohne digitale Techniken ist nun nicht mehr vorstellbar.
Die neuen Möglichkeiten erschaffen Dienstleistungen, die wir immer mehr nutzen, wobei die daraus resultierenden Schattenseiten und negativen Folgen zumeist außer Acht gelassen werden. Aufgrund der Nutzung von neuen Techniken werden viel Energie und verschiedene Rohstoffe verbraucht, was langfristig der Umwelt schadet. Auch die Materialien werden mit umweltunfreundlichen Methoden hergestellt oder importiert. Der Klimawandel wächst zu einem immer größer werdenden Problem und es wird bereits in verschiedenen Bereichen daran gearbeitet, diesen zu verhindern. Um auch die Digitalisierung klimaneutraler zu gestalten, brauchen wir verbindliche Regeln und Prinzipien für ganz Europa. Folglich stellt sich die Frage, welche Gefahren und Risiken sich hinter der Digitalisierung verbergen und was wir tun können, um den digitalen Wandel sinnvoll und nachhaltig zu gestalten? Darüber hinaus ist zu fragen, welche neuen Chancen sich bieten und welche Potenziale staatliche Akteure, zivilgesellschaftliche Initiativen und Unternehmen nutzen, um einen zukunftsfähigen Plan zu verfolgen.
Die Digitalisierung bietet diverse neue Möglichkeiten zur Förderung des Umwelt- und Naturschutzes, sodass effektiver gegen den Klimawandel vorgegangen werden kann. Man kann die neuen Techniken beispielsweise zur Reduzierung des Stromverbrauchs oder der effizienten Nutzung von Gebrauchsgütern einsetzen, wie z.B. das Carsharing, bei dem sich mehrere Menschen ein Auto teilen und somit Energie und Rohstoffe sparen. Auch beim Recycling kann das Einsparen von Rohstoffen, sowie eine Wiederverarbeitung und Verwertung vereinfacht werden. Dies funktioniert, indem Unternehmen in ihrer Herstellung Materialien, Produkte und Einzelteile mit technischen Geräten kennzeichnen, sachgerecht entsorgen und weiterverarbeiten. Auf diese Weise können im Verkehr Transporte und Lieferungen eingespart werden, sodass der Ausstoß von Schadstoffen und Treibhausgasen reduziert wird. Es gibt intelligente Abfallsysteme, die eigenständig den Müll trennen können, und Analysegeräte, die in der Lage sind, Produkte auf ihre Wiederverwertbarkeit zu überprüfen.
Ein weiteres Beispiel ist der Einsatz von erneuerbaren Energien, die aus natürlichen Quellen gewonnen werden, wie Wasserkraft, Windenergie, Sonnenenergie und Erdwärme. Diese Energieanlagen können durch intelligente Stromnetze verknüpft werden, um die Stromnutzung zu optimieren.
Ein anderer Weg, die umweltschädlichen Folgen der Digitalisierung auszugleichen, ist es, sich persönlich dem Problem entgegenzustellen und selbst aktiv zu werden. Dafür benötigt man ein erhöhtes Bewusstsein über den eigenen Energieverbrauch und einen reflektierten Umgang mit dem Handy, Laptop & Co, damit Geräte langfristig genutzt und nicht unnötig durch neue ersetzt werden. Eine ressourcenschonende Alternative besteht zudem in der Reparatur defekter Geräte. Darüber hinaus wäre es umweltfreundlicher, alte funktionierende Geräte zu verkaufen oder zu verschenken, anstatt sie zu entsorgen. Um nur so viel Leistung wie nötig zu verbrauchen, ist die Anschaffung eines energiesparenden Laptops sinnvoller als die eines Gaming-PCs. Geräte, die temporär nicht genutzt werden, sollten nicht in den Standby-Modus versetzt, sondern ausgeschaltet werden. Der Klima- und Umweltschutz steht in diesem Gebieten zwar noch relativ am Anfang, kann aber – mit neuen Innovationen, die auch gleichzeitig die Bürger schützen – noch ausgebaut werden.
Außerdem bietet die Digitalisierung Unternehmen und Firmen Chancen, wettbewerbsfähiger zu werden. Sie können flexibler, schneller, ressourceneffizienter und auch kostengünstiger arbeiten und die Zufriedenheit ihrer Kunden erhöhen, da beispielsweise Arbeitsprozesse im Unternehmen effizienter verlaufen. Im Zuge der Flexibilisierung der Arbeitswelt können heutzutage auch viele Tätigkeiten im Home-Office erledigt werden. Durch die Digitalisierung entstehen zudem zahlreiche Möglichkeiten, Kunden auf verschiedenen Wegen zu erreichen, wie z.B. mit einem Online-Shop.
Dennoch dürfen die Risiken der zunehmenden Digitalisierung nicht außer Acht gelassen werden, da die durch sie verursachten Umweltschäden enorm sind. So sind beispielsweise vier Prozent der globalen CO2-Emissionen auf die Nutzung von digitalen Techniken zurückzuführen, wohingegen der Flugverkehr für nur 2,5 Prozent dieser Emissionen verantwortlich ist. Endgeräte wie Computer, Laptops, Tablets und Smartphones benötigen Strom, aber die Rechenzentren, die für viele Internet-Anwendungen gebraucht werden, verbrauchen insgesamt größere Mengen an Energien, als alle Computer, Notebooks und Smartphones in Deutschland zusammen. Bei Google-Suchanfragen werden die eingegebenen Suchbegriffe an Rechenzentren weitergeleitet, in denen der Begriff auf einer großen Datenbank gesucht und anschließend das Ergebnis wieder zurückgeschickt wird. Damit Endverbraucher in kürzester Zeit Ergebnisse erhalten, müssen riesige Datenbanken verwaltet werden, sodass enorm leistungsfähige Rechenzentren nötig sind. Um die Server zu kühlen und zu betreiben, wird viel Strom benötigt, was zum Ausstoß von Treibhausgasen führt. Die Rechenzentren haben sich in den vergangenen Jahren aufgrund der Nachfrage an Leistungen in Europa stark vergrößert. Sie werden zum Beispiel für Verschlüsselungsverfahren, alternative Bezahlungsvarianten mit Bitcoins oder Videostreaming benötigt, wobei beachtlicher Weise das Streaming insgesamt einen Anteil von ca. 80 Prozent des Datenverkehrs ausmacht.
Neu sind auch sogenannte Cloud-Dienste, bei denen Daten und Software auf einem Computer in Rechenzentren gespeichert werden, anstatt auf dem eigenen PC oder Smartphone. Diese Clouds werden nicht nur von Firmen beansprucht, sondern auch von Privatverbrauchern genutzt, damit z.B. Fotos oder Videos mit verschiedenen Geräten sowie unterwegs über das Internet abrufbar sind.
Im Kontext der Digitalisierung sollte auch auf die Herstellung der Endgeräte eingegangen werden. Ein Handy besteht aus vielen verschiedenen Materialien wie z.B. dem Metall Kupfer. Bei der Gewinnung dieses Kupfererzes aus einem Bergbau entstehen große Umweltschäden. Hinzukommt, dass diese Bergbauten oft in Entwicklungsländern stehen, in welchen die Arbeitsbedingungen sehr prekär sind, da den Arbeitern und Arbeiterinnen keine Sicherheit gewährleistet wird und sie unter gefährlichen Umständen arbeiten müssen. Die Zusammensetzung von mobilen Endgeräten erfolgt oft in asiatischen Firmen, deren Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zumeist hohe Stundenkontingente bei geringer Entlohnung leisten müssen. Das fertige Produkt wird auf Containern verschifft und auf dem Land in Lastwagen zu den Geschäften transportiert. Digitale Endgeräte, die nicht recycelt oder im richtigen Müll entsorgt werden, werden teilweise auf illegalen Müllkippen verbrannt, wodurch giftige Gase in die Umwelt gelangen.
Durch die Digitalisierung übernehmen Hard- und Software bestimmte Aufgaben von Menschen, was zur Herabstufung der menschlichen Arbeitskraft führen kann. Die Folgen sind nicht selten Frust und Angst bei den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen, Veränderungen von Berufen oder Stellenabbau. Dadurch, dass neue Technologien immer schneller erfunden werden, kommt es zu großen Veränderungen in der Arbeitswelt. Das bedeutet, dass traditionelle Firmen unter diesem digitalen Einfluss untergehen können, da sie weniger wettbewerbsfähig sind.
Der allgemeine Konsum vergrößert sich durch neue Angebote wie z.B. Netflix, Spotify und Co. Diese sind leicht zu erwerben und meistens nur einen Klick entfernt. Damit wird sich die Einstellung zur Verfügbarkeit und Wertigkeiten von Produkten verändern.
Ob eine Digitalisierung insgesamt der Umwelt schadet oder ob die Chancen und Vorteile größer sind, bleibt abzuwägen. Unabhängig davon stehen Unternehmen in der Pflicht, neue Ideen und Innovationen zu schaffen, um die digitale Nutzung in Zukunft klimaneutraler zu gestalten und die Umwelt zu schonen. Dazu gehört unter anderem energiesparende Rechenzentren zu bauen, Strom aus erneuerbaren Energien zu nutzen sowie Produkte zu entwickeln, die repariert und recycelt werden können. Dafür braucht es verbindliche Vorgaben und Regeln, die für ganz Europa gelten. Im Mittelpunkt sollte dabei ein Gleichgewicht zwischen Wohlstand, Gerechtigkeit und Umweltschutz stehen.