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1982, vor der Kommunalwahl am 30. September 1984, gründete sich die Gütersloher Aktion Gesamtschule (GAG). Ihr Ziel war es, in Gütersloh eine Ganztagsgesamtschule mit Oberstufe zu errichten. Am 26.11.1982 wurde ein entsprechender Antrag an den Rat der Stadt Gütersloh gestellt.

Mit dem Vorsitzenden Horst Regelmann, den Stellvertretern Maria Stumpe und Jürgen Hoffmann und den Beisitzern Jürgen Zimmermann und Fritz Spratte verstärkte man die Informationsbemühungen: Pressegespräche, Einführungen in Ziele und Struktur einer Gesamtschule an allen Gütersloher Grundschulen, Gespräche mit den Parteien und das Veröffentlichen von Leserbriefen. Diese Gütersloher Aktionen fielen in eine Zeit leidenschaftlicher landesweiter Diskussionen über Vor- und Nachteile der Gesamtschule, über Erfahrungen mit dieser neuen Schulform, über Hoffnungen auf notwendige Veränderungen im Bildungswesen, aber auch über Ängste der Gegner vor zu radikalen Einschnitten. Eine Ideologisierung war nicht zu übersehen.

Auch im Schulausschuss positionierten sich die Parteien: Befürwortet wurde die Initiative von der SPD, während die Vertreter von CDU und FDP sich zurückhaltend verhielten. Im Laufe des Jahres 1983 behandelte der Ausschuss die vom Schulgesetz vorgeschriebene Bedürfnisfeststellung, d.h., waren genügend Eltern bereit, ihre Kinder auf die künftige Gesamtschule zu senden, die nötigen Schritte der Schulorganisation, Fragen der Unterbringung, d. h., vor allem, welcher Standort, und befasste sich mit der Höhe der nötigen

Die GAG spürte in diesen Monaten einerseits Zustimmung und wachsenden Zuspruch, andererseits Ablehnung und deutliche Gegnerschaft, besonders durch die „Bürgeraktion Schule.“ Das Jahr 1984 musste die Entscheidungen im politischen Raum bringen. Das Umfrageergebnis bei den Eltern der zweiten und dritten Klassen im Dezember 1983 hatte in der Stadt Gütersloh einen ausreichenden Bedarf für die Einrichtung einer Gesamtschule nachgewiesen. Während der Kultusminister neue Regelungen für die Errichtung neuer Gesamtschulen ankündigte, lief die ortsbezogene Diskussion über die Folgen einer Gesamtschulgründung für den Schulentwicklungsplan, über die richtige Ermittlung des Elternwillens, die Nicht-Attraktivität des vorgesehenen Standortes, über Halb- und Ganztagsmodelle und über Verhinderungsmöglichkeiten von Konfrontationen.

Bei der ersten Abstimmung im Rat wurde der Antrag der SPD auf Einrichtung einer Gesamtschule am 11.2.1984 mit den Stimmen der CDU und FDP noch abgelehnt, der zweite Anlauf am 16.11.1984, nach der Kommunalwahl am 30.9.1984 war erfolgreich: Der Rat der Stadt fasste einen vorbehaltlichen Entschluss mit 20 Stimmen der SPD, 5 Stimmen der Grünen und 3 Stimmen der F.D.P.; von den 23 Ratsherren der CDU enthielten sich 13. Die wichtigsten Inhalte waren: Gesamtschule in Halbtagsform, vorübergehende Unterbringung in der Hohenzollernstraße und Unterrichtsbeginn zum Schuljahr 1985/86.

Jetzt mussten die konkreten Planungen für einen ordnungsgemäßen Schulbeginn anlaufen. Im Januar 1985 empfahl der Schulausschuss dem Rat die Bereitstellung der Haushaltsmittel für die Gesamtschule. (u.a. Schulausstattung, Lehr- und Unterrichtsmittel, Schülerbeförderung: „vorbehaltlich einer ausreichenden Zahl von Anmeldungen von Schülern zur Gesamtschule“.) Dieser Vorbehalt erwies sich als überflüssig, denn Mitte Februar gab es 146 Anmeldungen. Das Westfalenblatt titelte: „Gesamtschule in Gütersloh endgültig sicher.“

Die ins Auge gefasste Aufnahme des Unterrichtsbetriebes zum 1.8.1985 (Schuljahresbeginn) verlangte schnelle Entscheidungen über die Raumausstattung (Tische, Stühle, Schränke, Tafeln usw.), über Schulbücher, Lehrpläne und Unterrichtsverteilung. Voraussetzung dafür war die zügige Besetzung der Lehrer- und Funktionsstellen, die auch reibungslos klappte – bis auf die Besetzung der Schulleiterstelle. Ein Dissens zwischen Regierung und Stadt machte eine zweimalige Ausschreibung nötig. Am 1.6.1985 fand in der Regie der GAG auf dem Schulhof der ehemaligen Freiherr-vom- Stein-Realschule ein Schulfest statt.

Für den noch fehlenden Schul-Leiter, die anderen zwölf Lehrer der ersten Stunde standen bereits fest, wurde – vielzitierter Gag – eine Leiter aufgestellt; sie symbolisierte in der nachträglichen Bewertung den stufenweisen Aufstieg der Schule in den nächsten Monaten:

Reinhard Rolfes wurde vom Detmolder Dezernenten als Schulleiter eingeführt und bereits im Frühjahr 1986 der Antrag auf Errichtung des Ganztagsbetriebs gestellt. Gleichzeitig erklärte sich die Schule bereit, um den schulpolitischen Frieden in Gütersloh zu wahren und um unseren Beitrag für ein gedeihliches Miteinander zu leisten, …nach dem Umzug ins Schulzentrum West für einen begrenzten Zeitraum die jeweiligen Eingangsklassen an der Hohenzollernstraße zu belassen. Man nahm also den Nachteil von zwei Unterrichtsorten in Kauf. 182 Anmeldungen zum Schuljahr 1986/1987 sprachen dann eine deutliche Botschaft.

Reinhard Rolfes, Jürgen Hoffmann und Jürgen Zimmermann, Entstehung der Gütersloher Gesamtschule, in: 25 Jahre Anne-Frank-Schule, Gütersloh 2010, S.9-11.

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