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Lernbüros

Aus unseren Erfahrungen vergangener Schuljahre leitete sich zunehmend ab, dass herkömmliche Unterrichtskonzepte nicht mehr so erfolgreich umgesetzt werden können und wir einen Großteil der Schülerschaft damit nicht mehr erreichen. Eine zunehmende Heterogenität innerhalb unserer Schülerschaft, die gestiegenen Herausforderungen im Umgang mit pädagogischen Grenzsituationen, wie auch die Herausforderungen, die der Wandel der gesellschaftlichen, ökonomischen und technologischen Bedingungen mit sich bringt, fordert uns als Schule auf, zu reagieren. Wir sind offen für anstehende Entwicklungsaufgaben und Anpassungen im Bereich der Schul- und Unterrichtsentwicklung. Die Anne-Frank-Schule stellt sich diesen Herausforderungen und geht neue Wege in der Lernkultur.

Unsere neue Zielrichtung sind konkrete Veränderungen in der Lern- und Unterrichtskultur, die als Voraussetzung für erfolgreiche Bildungs- und Erziehungsprozesse an unserer Schule gesehen werden. Ein wesentliches Ziel ist dabei die Förderung selbstständigen, selbstgesteuerten Lernens in Lernbüros.

Ab dem Schuljahr 2019/20 arbeiten die Schülerinnen und Schüler im Jg. 5 in den Kernfächern Englisch, Deutsch und Mathematik schwerpunktmäßig in Lernbüros. Die Räume sind fachspezifisch eingerichtet und so ausgestaltet, dass selbstständiges Arbeiten ermöglicht wird. Die Schülerinnen und Schüler haben in der Schuleinführungsphase überwiegend Sozialtraining bei den Klassenlehrern und arbeiten (auch) an den Regeln in den Lernbüros mit. Zudem werden die Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler im Umgang mit den iPads geprüft und auf den gleichen Kenntnisstand gebracht. In dieser Einführungsphase erwerben sie sowohl soziale und methodische Kompetenzen, die sie zu einer erfolgreichen Arbeit in den Lernbüros und Projekten befähigen. Es gibt ein einheitliches Regelwerk für das Verhalten im Lernbüro und dieses wird mit den Schülerinnen und Schülern trainiert.

Pro Fach arbeiten nicht mehr als drei Kolleginnen oder Kollegen in einem Jahrgang, die untereinander kooperieren und sich verbindlich an die Absprachen halten. Es erfolgt eine klare Rollenverteilung von Lernbüro-Fachlehrerinnen und Fachlehrern wie auch Klassenlehrerinnen und Klassenlehrern.  Die Gruppengröße in den Lernbüros ist limitiert. Für sechs Klassen werden nach Möglichkeit acht Lernbüros angeboten. Es wird ein auf unsere Lernbüros abgestimmter Lernbegleiter eingesetzt.

Das Unterrichtsmaterial ist in Form von Lernpfaden speziell für die Arbeit in Lernbüros aufbereitet und differenziert. Es ist ansprechend vom Layout und im Optimalfall digital für Schülerinnen und Schüler bearbeitbar. Die Schülerinnen und Schüler dürfen selbstständig wählen, in welches Lernbüro sie gehen. Sie wechseln während der Stunden nicht zwischen den Lernbüros und müssen in einem vorgegebenen Zeitrahmen in allen Fächern arbeiten. Die Schülerinnen und Schüler entscheiden grundsätzlich selbst über den Zeitpunkt und die Reihenfolge ihrer Leistungsüberprüfungen. Hierbei muss ein zeitlicher Rahmen eingehalten werden. Sie sollten sich eine Woche vorher dafür anmelden.

Folgende Elemente sind im Rahmen der Unterrichtsentwicklung an der AFS besonders hervorzuheben:

Gemeinsamer Anfang (GA):  Jeder Schultag der Klasse beginnt die erste halbe Stunde gemeinsam mit einem Klassenlehrer/in aus dem Klassenlehrerteam. Diese Zeit soll genutzt werden, um im Stuhlkreis inhaltlich-organisatorische Informationen auszutauschen, gemeinsam über positive und negative Ereignisse zu sprechen und um die Arbeit im Lernbüro vorzubereiten. Dieser Einstieg bietet gute Möglichkeiten für Beziehungsarbeit.

Lernbüros (LB): Aus den sechs Klassen werden acht Lernbüros für die Fächer Deutsch, Mathematik und Englisch gebildet. Zusätzlich werden zwei Lernbüros „Plus“ eingerichtet, die vom Team der Sonderpädagoginnen besetzt werden. Darüber hinaus wird es auch noch Lernbüros Sprache für die Kinder ohne ausreichende Deutschkenntnisse geben. In den Lernbüros arbeiten die Schülerinnen und Schüler individuell. Hierzu stehen zu den Inhalten der Fächer Deutsch, Englisch und Mathematik Lernpfade auf drei verschiedenen Niveaus zur Verfügung. Die Schülerinnen und Schüler können wählen in welchem Lernbüro sie arbeiten wollen, müssen aber immer an zwei verschiedenen Lernpfaden aus 2 Fächern arbeiten.  Zu den Lernbürostunden kommt in den Fächern noch je eine klassische Fachstunde hinzu.

Beratungszeit (BT): Die Beratungszeit findet mit dem Klassenlehrerteam in Doppelbesetzung statt. Inhaltlich werden die Bausteine der Lernbüroarbeit fortgeführt. Die Klassenlehrer/innen beraten ihre Schülerinnen und Schüler in regelmäßigen Einzelgesprächen anhand des Lernbegleiters. Dabei kommt es vor allem darauf an, dass die individuellen Lernprozesse der Schülerinnen und Schüler reflektiert und Zielvereinbarungen getroffen werden. Die Beratungszeit ist eine wichtige Grundlage um Beziehungsarbeit zu leisten und den individuellen Lernprozess zu unterstützen.

Mit der Beratungszeit verbinden wir folgende Zielsetzungen:

  • Verbesserung des Lernverhaltens durch kontinuierliche und gezielte Rückmeldung.
  • Hinführung zu selbstständigem Lernen und Arbeiten.
  • Einüben von Techniken der Selbstorganisation.
  • Schulung der Selbstwahrnehmung bezogen auf die eigenen Stärken und Schwächen.

Ermutigung durch aufbauende Gespräche zwischen Beraterin/Berater und Lernendem.

Das Vorhaben „Lernbüros AFS“ wird von 3 Arbeitsgruppen kontinuierlich mit betreut. So wird der Prozess kontinuierlich begleitet, bewertet und evaluiert, um ggf. rechtzeitig zu korrigieren, sofern es nötig ist.

©Elke Wenzel, Didaktische Leitung

Projektorientiertes Lernen im Jg. 5/6

Eine Neuerung in unserer Lernkultur betrifft das Lernen in Projekten. Diese Unterrichtsmethode ermöglicht Schülern ein höheres Maß an Mitgestaltungsmöglichkeiten und Chancen zu selbstständigem und eigenverantwortlichem Lernen.

Wir wissen, dass die Lernenden auf ein lebenslanges Lernen in der Informationsgesellschaft vorbereitet werden müssen. Der schnelle Wandel in der Gesellschaft, der Ökonomie, der Technologie einschließlich der Arbeits- und Berufswelt, deren zukünftige konkrete Formen niemand vorhersagen kann, fordert Schulen auf sich kontinuierlich anzupassen. Vor dem Hintergrund ergibt sich die Notwendigkeit Lernarrangements und Unterrichtsformen umzugestalten.

Ab dem Schuljahr 2019/20 bieten wir eine stufenweise Einführung und Hinführung zum Projektlernen an, damit unsere Schüler diese Methode entwicklungsangemessen und sukzessive erlernen können. Eingeführt wird projektorientiertes Arbeiten im Klassenverband in den Jahrgängen 5 und 6 in den Fächern Gesellschaftslehre (GL) und Naturwissenschaften (NW). Dieses Angebot stellt einen wichtigen Gegenpol zur Lernbüroarbeit dar, weil hier vor allem auch kooperative Lernformen im Fokus stehen.

Die Projektarbeit bietet im Idealfall große Handlungsspielräume und als Idealform handlungsorientierten Lernens ist es dadurch gekennzeichnet, dass Schülerinnen und Schüler aus einer problemhaltigen Sachlage heraus ein Thema entwickeln, dazu Informationen sammeln und auswerten. Sie formulieren Ziele für die eigene Arbeit, entwerfen einen Plan für ihr eigenes inhaltliches und prozessbezogenes Vorgehen, korrigieren bei auftretenden Schwierigkeiten und präsentieren ihre Arbeitsergebnisse. In all diesen Phasen arbeiten die Schülerinnen und Schüler in hohem Maße selbstgesteuert.

Entsprechende Handlungsspielräume sind für Lernende für sich allein noch keine hinreichende Bedingung für das Gelingen projektartigen und selbstgesteuerten Lernens. Der Lernende muss über eine Reihe von Kompetenzen bzw. Lernstrategien verfügen, die es ihm ermöglichen, die bestehenden Spielräume für das eigene Lernen zu nutzen. Vor diesem Hintergrund führen wir unsere Schülerinnen und Schüler mit Geduld und entsprechender Unterstützung an Projektarbeit heran.

So kommen wir der Heterogenität unserer Schülerschaft wie auch unterschiedlichen Erfahrungshorizonten im Projektlernen, entgegen. Alle Schülerinnen und Schülern, die sich nicht für die MUSIK- oder MINT-Projektklasse entschieden haben, starten im Jg. 5 und 6 im Rahmen der Fächer NW und GL mit Projektorientiertem Lernen. Dieses Angebot findet immer im Rahmen des Fachunterrichts der Fächer statt. Pro Halbjahr werden an 2 Rahmenthemen des Kernlehrplans projektorientierte Phasen im Umfang von ca. 6-10 Stunden angebunden.

Sukzessive soll projektorientiertes Lernen in den höheren Jahrgängen nach Evaluation der Ergebnisse aus Jg. 5 und 6 weiter ausgebaut und zunehmend anspruchsvoller gestaltet werden, so dass wir in den Jahrgängen 9/10 das Ziel Projektlernen erreichen.

Ganzheitliche Lernerfahrungen und fachübergreifendes Arbeiten prägen projektorientiertes Lernen. Da sich bei der Bearbeitung einer gewählten Aufgabe oder eines Problems in dem von der Lehrkraft vorgeschlagenen Themenfeld des Faches die Lernenden zusammenfinden, sind die Schülerinnen und Schüler in größtmöglicher Eigenverantwortung immer auch handelnd-lernend tätig.

Folgende Merkmale werden berücksichtigt:

  • Die bearbeiteten Themen liegen im Interessenbereich der Schülerinnen und Schüler.
  • Das Prinzip der Schülerorientierung wird konsequenter als im Alltagsunterricht verfolgt, sodass die Schülerinnen und Schüler zunehmend selbstständig, eigenverantwortlich und produktiv arbeiten.
  • Es wird kooperativ in Gruppen gearbeitet.
  • Die Realisierung des Kleinprojektes erstreckt sich über einen angemessenen Zeitraum und ist immer produktorientiert.
  • Der Lehrer dient als Berater und Projektleiter – er koordiniert die Projektarbeit innerhalb der Lerngruppe.

Was verlangt Projektlernen von Schülerinnen und Schülern als Voraussetzung:

  • Bereitschaft, den Unterricht mitzuplanen und mitzugestalten,
  • Bereitschaft mit Teamgeist und in Gruppen zu arbeiten,
  • Bereitschaft für andere Unterrichtsformen offen zu sein,
  • Bereitschaft fachübergreifendes, projektorientiertes Arbeiten aktiv zu unterstützen,
  • Bereitschaft prozess- und produktorientiert zu arbeiten,
  • Bereitschaft mündliche, schriftliche und grafische Gestaltungstechniken (Layout) für die Präsentationen zu erlernen.

Grundsätzlich werden vier Phasen innerhalb eines projektorientierten Unterrichtsarrangements durchlaufen:

Video des WDR (Lokalzeit OWL) vom 02.03.2020.

Unser Informationsvideo smile.

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