Am 12. Juni 1942 erhielt Anne Frank als Geburtstagsgeschenk ein rotweißes Poesiealbum. Sie nutzte es als Tagebuch, – heute wohl eines der bekanntesten Bücher, in über 70 Sprechen übersetzt, vielfach verfilmt und als Bühnenstück dramatisiert, seit 2009 zum UNESCO-Weltdokumentenerbe gehörig: Ein erschütterndes Zeugnis über den Terror der NS-Zeit und zugleich ein Zeichen der Hoffnung auf eine bessere Welt. Die 75. Wiederkehr des Tagebuchbeginns war Anlass für einen Anne-Frank-Tag an der gleichnamigen Gütersloher Schule.
„Es ist ein Wunder, daß ich all meine Hoffnungen noch nicht aufgegeben habe, denn sie erscheinen absurd und unerfüllbar. Doch ich halte daran fest, trotz allem, weil ich noch stets an das Gute im Menschen glaube.“ Dieser Eintrag vom 15.7.1944 war der Ausgangspunkt für ein Philosophisches Café spezial, in dem Schüler des 10 bis 12 Jahrgangs engagiert und nachdenklich die anthropologische und staatsphilosophische Dimension des Zitats ergründeten.
Für über 20 Klassen mit mehr als 500 Schülern begann am Montag der Unterricht mit einer „Post It“-Aktion: „Meine Wünsche zum Zusammenleben der Menschen“, deren Ergebnisse dann im Foyer vorgestellt wurden. Im Forum der AFS war eine Ausstellung „75 Jahre Tagebuch der Anne Frank“ aufgebaut, stündlich wurde der Dokumentarfilm „Das kurze Leben der Anne Frank“ gezeigt und um 11.45 fand auf Anregung der Schülervertretung eine schulweite Schweigeminute „zum Gedenken an alle Opfer von Rassismus, Fremdenhass und Terror“ statt: Viele Anregungen, viel Nachdenklichkeit und viel Bereitschaft, sich gegen Intoleranz und Hass aufzulehnen. „Unser Name „Anne-Frank-Schule“ ist seinerzeit bewusst als Verpflichtung gewählt worden“, so Schulleiter Jörg Witteborg, „und dieser kommen wir auch mit solchen Aktionstagen nach.“ Michael Schüthuth ergänzte als Organisator des Tages: „Es tut gut zu spüren, wie die Botschaft unserer Namensgeberin gerade auch heute noch bei den Schüler ankommt.“