VHS erprobt ein neues Veranstaltungsformat.
In der dunklen Aula der Volkshochschule sitzen gut 100 Schüler der Musik- und eines Philosophiekurses der Oberstufe und warten gespannt auf ein neues Veranstaltungsformat. „Und danach: die Unendlichkeit“, – so der Titel des Gesprächkonzerts, ein von Joachim Thalmann und Piotr Oczkowski von der Hochschule für Musik in Detmold in Zusammenarbeit mit der VHS und Felix Janßen-Müller von der AFS entwickeltes „einzigartiges Projekt, das neue Perspektiven eröffnet und weitergeführt werden wird“, so die VHS-Leiterin Dr. Birgit Osterwald.
Dann erlebten die Schüler Bilder aus dem Weltraum, v.a. aus der ISS und von Mars-Expeditionen, gemischt und unterlegt mit klaviergespielten Musikpassagen (Pianist: P. Oczkowski) von J.S. Bach + 1750, F. Chopin + 1849, C. Debussy + 1918, S. Prokofiew + 1953 und A. Ginastera + 1983, die den Bildern angepasst waren: Dieser synaesthetische Effekt erweiterte sich durch Assoziationsketten und Aphorismen zum Thema Unendlichkeit, die der Philosophiekurs selbst und selber denkend erarbeitet hatte, – z.B. „Die Unendlichkeit ist wie ein Fluss, ewig fließend und unbeeindruckt von Leben und Tod. Wir sind in unserer Endlichkeit nur Teil dieses Stromes, aber niemals ewig.“
Musik, Bilder, Gedanken weckten beim Publikum je eigene Gedanken, Empfindungen und Assoziationen, die den eher amorphen, schlecht und schwer vorstellbaren Begriff „Unendlichkeit“ in eine je persönliche Richtung formten, wie das anschließende Gespräch zeigte, in dem die Schüler versuchten, das Paradoxon der Unendlichkeit (Bernhard Bolzano + 1848) zu be- und zu umschreiben: Der Mensch kann den Begriff „Unendlichkeit“ denken, ihn aber nicht erfassen, lautete das Fazit, – sicherlich angeregt durch die Bilder aus der Unendlichkeit des Alls (Giordano Bruno wurde 1600 als Ketzer verbrannt, als er diese Unendlichkeit postulierte.) und die musikalische Inspiration, – allein die Lebensdaten der gewählten Komponisten stellen eine musikalische Zeitreise dar und bilden somit das Gegenstück zur Zeitlosigkeit der Unendlichkeit. Das Gespräch endete, rückgreifend auf Bachs „Jesus, meine Zuversicht“ mit der Frage, ob Unendlichkeit letztlich nur metaphysisch begreifbar sein könnte, – abgesehen vielleicht vom Unendlichkeitsbegriff der Mathematik. Piotr Oczkowski hatte seine ganz eigene Erkenntnis: „ Für mich ist Johann Sebastian Bach unendlich.“