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Seit 2009 fahren die Lateinkurse der Jahrgangsstufen 11 und 12 regelmäßig nach Rom, – in diesem Jahr zum fünften Male. Vom 2. Bis zum 7. Juli war es in diesem Jahr wieder so weit: 22 Schüler hatten für fünf Tage außerschulischen Unterricht im ehemaligen Zentrum der antiken Welt. Aber neben den zumeist ruinösen Überresten römischer Vergangenheit glänzte auch das barocke Rom und erdrückten seine Probleme als Groß- und Hauptstadt im 21. Jahrhundert.

„Denn die Stadt stieg immer deutlicher und prächtiger vor mir herauf, und die hohen Burgen und Tore und goldenen Kuppeln glänzten so herrlich im hellen Mondschein, als ständen wirklich die Engel in goldenen Gewändern auf den Zinnen und sängen durch die stille Nacht herüber. So zog ich denn endlich, erst an kleinen Häusern vorbei, dann durch ein prächtiges Tor in die berühmte Stadt Rom hinein,“ lässt v. Eichendorff seinen ich-erzählenden Taugenichts berichten, – und durch das nämliche Tor zog die AFS-Gruppe und betrachtete gleich dem Wanderer vor gut 200 Jahren staunend die piazza del popolo, blickte schnurgraden den corso entlang, erblickte in der Ferne an der piazza Venezia das monumentale, beeindruckende, zugleich und auch hässliche Denkmal zur Erinnerung an die geglückte Einigungspolitik der italienischen Nationalbewegung im 19. Jh. und stand vor dem ersten der ach so vielen, mit viel Kunstsinn geschaffenen Brunnen: Jeder für sich Wasserquelle und Wissensquelle als mythologisch-allegorischer Unterrichtsstoff. Viel wichtiger waren aber bei Temperaturen von um die 36 Grad die Fontanelle: Öffentliche, kostenfreie Wasserbrunnen von ausgezeichneter Qualität und genau passender Temperatur, ein Versorgungsnetz, das bereits in römisch-republikanischer Zeit per Gesetz geschaffen war, – und das Gesetz gilt unverändert. Man muss schon wenigstens Tourist sein, kauft man gegen Geld plastikverpacktes Wasser.

Das Colosseum, die Kaiserforen, die Traianssäule, die ara pacis des Augustus und andere alte Bekannte aus dem Lehrbuch mussten natürlich besucht werden, ebenso wie S. Pietro (nebst Kuppelrundblick), San Paolo, der Trevi-Brunnen, die Piazza Navona usw., – das touristische Grundprogramm eben, – und von der Augustuszeit bis heute benutzt (wenn auch um seine Kupferbedachung um San Pietros willen beraubt): das Pantheon, ursprünglich ein Gemeinschaftstempel für alle (auch die eventuell nicht bekannten) Götter, dann christliche Kirche und heute Grablege um Italien verdienter Persönlichkeiten. Daneben setzte das Programm aber auch (tlw. freiwillige) Akzente, neben und abseits des touristischen Pflichtprogramms: der Friedhof der Unkatholischen mit dem Grab des Goethe Sohns schuf viele Bezüge zum Deutsch-Unterricht, der palazzo Altemps führte in die Ikonographie der antiken Mythologie ein, der palazzo Spada schuf die Verbindung zum Kunstunterricht (von den musei Vaticani gar nicht erst zu reden) und, und, und … Und immer wieder diese lateinischen Widmungsinschriften, deren (unterrichtlich unbedingt nötige) Übersetzung den eiligen Schritt der Bildungsdurstigen so gräßlich hemmte.

Viel gäbe es noch zu berichten, über das Frühstück der ersten und zweiten Klasse, über das Camping Roma an der via Aurelia, über leere und überfüllte öffentliche Verkehrsmittel (nicht nur in Rom), über defekte Flugmaschinen, über …, über …, aber das alles gehört in keinen offiziellen Bericht für eine öffentliche Hausseite. Nur so viel: Es gab keine Zwischenfälle, keine Unfälle, keine unschönen Vorfälle, es gab nur eine sehr lobenswerte soziale Kompetenz der ganzen Gruppe.

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