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Heutzutage sind die meisten Produkte in unnötig viel Plastik verpackt. Das ist nicht nur eine Verschwendung von Ressourcen und Energie, sondern es landet auch viel Müll in der Umwelt.

Für Tatjana Bergen ein vermeidbares Übel, was dazu führte, dass sie Anfang des letzten Jahres einen Unverpacktladen in Verl eröffnete. Schon immer lag ihr die Umwelt am Herzen und sie wusste, dass Veränderungen notwendig sein müssten, damit auch ihre Kinder und die nachfolgenden Generationen in einer gesunden Umwelt leben können.

Das Schlüsselerlebnis für die Eröffnung des Ladens war ein Familienurlaub in Andalusien, bei dem sie gesehen hat, wie viel Müll im Meer entsorgt wird. Für sie war klar, dass sie handeln musste. Sie verbannte mehr und mehr Verpackungen aus ihrem Alltag, stieß aber irgendwann an ihre Grenzen, weil immer noch zu viele Produkte in den Geschäften verpackt sind, weshalb sie schließlich einen eigenen Laden eröffnete.
Unterstützt wurde und wird sie vor allem durch ihre Familie, aber auch durch die Betreiber des Unverpacktladens „Losgeloest“ in Bielefeld. Begeistert erzählt Frau Bergen von der gegenseitigen Unterstützung der verschiedenen Unverpacktläden. Es gebe in der Branche keine Konkurrenz, sondern nur ein Miteinander, betont sie. Alle kämpften für „das Eine“, für eine sauberere und bessere Umwelt mit weniger Plastikmüll.

Der Start sei anfänglich gelungen, beschreibt die Besitzerin, sehr sogar – bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie. Zwar durfte der Laden weiter geöffnet bleiben, aber die Kundschaft sei weniger geworden. Vor allem der Corona-Ausbruch bei Tönnies habe sich bemerkbar gemacht.
Dennoch konnte sich der Laden dank der Corona-Hilfen und der Stammkundschaft halten. Insbesondere der Stammkundschaft habe sie den Erhalt des Ladens zu verdanken, erzählt Tatjana Bergen, sie schätze aber all ihre KundInnen sehr. Durch sie erhalte sie Bestärkung und die Bestätigung, dass die Eröffnung des Ladens die richtige Entscheidung gewesen sei.

Das sehen auch die KundInnen so, denn die kommen gerne in den Laden und geben gerne ihr Geld für die qualitativ hochwertigen Produkte aus. Bei den Produkten wird laut der Besitzerin vor allem auf Bioqualität, Fairness und natürlich auf wenig Verpackung geachtet. Deshalb würden die meisten Produkte in 20-25 Kg Gewinden, Papiersäcken und Pfandeimern geliefert werden, und zwar möglichst aus Deutschland. Aber steht die hohe Qualität nicht auch für einen hohen Preis? Ist plastikfreies Einkaufen also nur etwas für diejenigen, die es sich auch leisten können? Jein. Natürlich sind einige Produkte teurer als die günstigen bei Aldi oder Lidl. Die Ladenbesitzerin betont dennoch, dass das plastikfreie Einkaufen in der Gesamtsumme sich nicht besonders von einem normalen Einkauf unterscheidet. Es werde viel bewusster eingekauft, also nur das, was gebraucht werde, und davon auch nur so viel, wie gebraucht werde. Außerdem sei es ihr wichtig, trotz der hohen Qualität einen vernünftigen Preis zu bieten, sodass „beide Seiten profitierten“.

Aber wie funktioniert der verpackungsfreie Einkauf?
Der Einkauf ist einfach und läuft nach dem Prinzip „Abwiegen, Befüllen, Bezahlen“ ab. Am besten wird der Einkauf im Voraus geplant, sodass die passenden Verpackungen – Gläser, Dosen und Beutel – mitgebracht werden können. Zuerst werden dann die Behälter selbst abgewogen und mit dem jeweiligen Gewicht beschriftet, anschließend werden sie dann befüllt. Zum Schluss wird an der Kasse die Gesamtmenge abgewogen und das Gewicht der Behälter wieder abgezogen, sodass nur der Inhalt bezahlt wird. Im Laden befinden sich alle Produkte lose in Gläsern oder Abfüllstationen. Neben Lebensmitteln gibt es auch viele Kosmetikartikel und Haushaltswaren im Sortiment.

Und damit die KundInnen – wenn es die Begebenheiten wieder erlauben – auch Kaffee und Snacks genießen können, gibt es eine Sitzecke und Außenbestuhlung.Für die Zukunft ist eine Erweiterung des Sortiments geplant, die selbstverständlich von den Wünschen der KundInnen abhängig sein soll. Außerdem seien die Möglichkeit von Sammelbestellungen und eine Art Onlineshop in Planung. Es soll möglich sein, online zu bestellen und zu bezahlen, um die Ware dann per Click and Collect im Laden oder über eine Sammelbestellung zu erhalten.

Die Sammelbestellungen können einmal in der Woche auf den Wochenmärkten in Rietberg, Schloss Holte-Stukenbrock und Rheda-Wiedenbrück abgeholt werden. Weitere Kommunen sollen noch folgen. Um auch bundesweite FollowerInnen versorgen zu können, soll es auch Lieferungen über GoGreen DHL geben; fokussieren möchte sich die Besitzerin allerdings auf die Sammelbestellungen.

Abschließend ist noch die besondere Atmosphäre im Laden zu erwähnen. Es geht nicht um die Manipulation des Verbrauchers, der möglichst viel Geld ausgeben soll, wie es in herkömmlichen Supermärkten häufig der Fall ist. Der „UnVerlpacktladen“ schafft eine gemeinsame Community und bringt Gleichgesinnte zusammen, die sich für eine sauberere Umwelt einsetzen möchten.

Der Laden bietet die Freiheit des Testens und Probierens, da so viel oder wenig mitgenommen werden kann, wie gewünscht wird. Die Qualität und der Geschmack der Produkte sowie die angenehme Stimmung laden zum Wiederkommen ein.

Text und Fotos: Anna Kötter, Q1

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