„Celine ist so nett“, strahlt der Fünftklässler Orges. Gemeint ist seine Patin aus der Oberstufe, die ihm jeden Dienstag in den Hauptfächern unterstützt, aber auch die Hälfte der Zeit nutzt, um mit Orges Gesellschaftsspiele zu spielen, in der Teestube mit ihm zu kickern oder sich einfach einmal in Ruhe mit ihm zu unterhalten. 15 Schüler*innen aus den Jahrgängen 5 und 6 kommen derzeit in den Genuss einer Patenschaft aus der Oberstufe. Die 15 Paten aus der Oberstufe wurden durch den Bildungspartner der Anne-Frank-Schule, die VHS in Gütersloh, eigens für diese Aufgabe qualifiziert. An drei Nachmittagen wurden sie darin geschult, wie Lernprozesse im Gehirn ablaufen, was Lernen hemmt und was es befördert, wie sie ihre Schützlinge motivieren und wie sie sie bei der Selbstorganisation unterstützen können.
Felix, Aleyna und die anderen Schüler*innen aus der Oberstufe stellen fest, dass es vieles zu bedenken gibt, wenn man mit Kindern arbeitet. Ihr großer Vorteil ist es, dass sie keine Lehrer sind, sondern ebenfalls Schüler*innen, die näher am Leben der Kinder dran sind und sie nicht bewerten oder benoten müssen. „Der Vorteil der Unterstützung durch junge Menschen liegt auch darin, dass die Oberstufenschüler*innen als Role-Models dienen. Uns ist es wichtig, dass unsere neuen Schüler*innen in ihrem Lern- und Leistungsbewusstsein gestärkt werden und einen guten Schulabschluss als ein wichtiges Ziel erkennen. Mit ihren Paten lernen sie Menschen kennen, die dieses Ziel selbst gerade verwirklichen – das motiviert“, erklärt Sabine Hollmann, die zuständige Lehrkraft für das Patenprojekt, die Idee des Konzepts. „Uns ist es wichtig, dass die Schüler*innen aus der Sekundarstufe I gut bei uns ankommen und nicht nur Nachhilfe, sondern auch eine psychosoziale Betreuung erhalten. Viele Kinder haben nicht nur leistungsmäßig unter Corona gelitten, sondern auch sozial. Mit diesem Projekt möchten wir die Kinder unserer Schule stärken“, betont Jan Rüter, Schulleiter der Anne-Frank-Schule.
Finanziert wird das Projekt dementsprechend auch aus den Landesmitteln des Programms „Aufholen nach Corona“. Die betreuenden Oberstufenschüler*innen erhalten neben dem Einblick in die Arbeit mit Kindern auch einen Arbeitslohn aus diesen Mitteln. Einige nutzen diese, um ihre digitale Ausstattung in der Oberstufe zu bezahlen. „Es gab viel mehr Anmeldungen als Plätze für das Projekt. Wir hätten mehr als 15 Patentandems aufstellen können, sind aber froh, dass wir in diesem Jahr endlich beginnen konnten“, betont Sabine Hollmann. Insgesamt sei das Projekt ein voller Erfolg und die Schule hoffe, auch eine Finanzierung für das nächste Jahr organisieren zu können.
Text: Sabine Hollmann
Fotos: Sabine Hollmann und Fabian Flöper