Freuen sich über die Fortsetzung der Bildungspartnerschaft zwischen Stadtmuseum und Anne-Frank-Gesamtschule in Gütersloh: (v. l.) Michael Schüthuth, Dr. Franz Jungbluth, Jan Rüter, VHS-Leiter Dr. Elmar Schnücker und Gudrun Hönemann.
Fotos und Text: Dominik Lange (Die Glocke)
Gütersloh (dl) – Dass sich Geschichte in der eigenen Stadt erleben lässt, das haben Schüler der Anne-Frank-Gesamtschule in den vergangenen zwei Jahren erfahren. Hintergrund ist die Bildungspartnerschaft mit dem Stadtmuseum Gütersloh gewesen. Die ist jetzt um zwei weitere Jahre verlängert worden.
Die Vertragsunterzeichner Jan Rüter (Schulleiter) und Dr. Franz Jungbluth (Museumsleiter) spendeten sich gegenseitig viel Lob. „Hier steckt viel Herzblut drin“, sagte Rüter und sprach von einem Netzwerk, da auch die Volkshochschule (VHS) und das Stadtarchiv die Projekte unterstützt hatten.
NS-Zeit steht im Vordergrund
Zwei Formate entstanden in den vergangenen zwei Jahren. Zum einen nahmen laut Jungbluth die Museumspädagogen und Neuntklässler die NS-Zeit in den Blick. Daran gekoppelt waren Führungen durch das Museum, aber auch durch die Stadt, wo Stolpersteine an die von den Nazi-Schergen ermordeten Opfer erinnern. „Das Format hat sich bewährt“, bilanzierte Jungbluth.
Michael Schüthuth, Koordinator für Gesellschaftswissenschaften an der Schule, ergänzte: „Viele Schüler meinten nach der Führung, gar nicht gewusst zu haben, was sich in Gütersloh abgespielt hat. Sie gehen nun mit einem anderen Blick durch die Stadt.“ Die NS-Geschichte habe nicht nur in großen Städten wie Berlin oder Nürnberg, sondern auch im eigenen Ort Spuren hinterlassen.
Schüler schmieden eigene Nägel
Das andere Projekt stellte die Handwerksgeschichte in den Fokus. Schüler des Jahrgangs sechs durchliefen im Stadtmuseum verschiedene Stationen, schmiedeten Nägel, bauten einen Holzrahmen und druckten ein Bild mit dem Logo der kulturellen Einrichtung. Das fertige Produkt nahmen sie mit nach Hause.
Corona-Pandemie bremst Arbeitsgruppe aus
Mehr als zwei Termine seien wegen der Corona-Pandemie nicht zustande gekommen, sagte Jungbluth. Ähnlich gehemmt wirkte auch die schuleigene Stadtentdecker-Arbeitsgruppe: Mit Unterstützung von Stadtmuseum, VHS und Archiv erarbeiteten die Kinder und Jugendlichen ihre eigene Führung durch die Dalkestadt. „Arbeitsgruppen finden wegen der Corona-Pandemie nicht statt“, sagte Schüthuth. „Langfristig wollen wir das Thema wieder aufgreifen.“ Ziel sei, die Jahrgangsstufen sechs, sieben, acht und neun von diesem Teil der Bildungspartnerschaft profitieren zu lassen.
Förderer sind willkommen
Die Beziehung zur Anne-Frank-Gesamtschule ist die einzige Bildungspartnerschaft, die das Stadtmuseum unterhält. Obwohl die Kooperation vertraglich geregelt ist, gibt es keine finanzielle Unterstützung vom Land NRW.
Laut Museumsleiter Jungbluth müsse man nach Förderern Ausschau halten. So sei die Bürgerstiftung in der Vergangenheit als Spender aufgetreten. Zudem sei der Eintritt ins Stadtmuseum aus der Klassenkasse gezahlt worden (Jungbluth: „Dabei geht es auch um Wertschätzung.“).
Lob für Nachhaltigkeit des Lernens
Alle Beteiligten lobten die Nachhaltigkeit des Lernens. So sagte Vize-Schulleiterin Gudrun Hönemann: „Sollte ein Lehrer, der ein Projekt betreut, ausfallen, ist die Kontinuität trotzdem durch die verbindliche Kooperationsvereinbarung gesichert.“ Auch die Schüler seien begeistert: „Sie nehmen eine komplett andere Rolle ein, haben das Museum ganz für sich allein“, sagte Koordinator Michael Schüthuth. Solch eine Chance habe man selten.
Reformation ist neues Thema
Schulleiter Jan Rüter sieht das im Vertrag formulierte Ziel erreicht: die Entwicklung und Förderung der Informations- und Kulturkompetenz von Schülern mit dem Schwerpunkt in der historisch-politischen Bildung. Die kommende Zeit steht unter dem Eindruck der Corona-Krise. Dennoch gibt es Pläne, etwa zum Thema Reformation in Gütersloh. Und im Februar/März 2021 soll eine Ausstellung des Anne-Frank-Zentrums in der Schule gezeigt werden.