Als Ende 2019 das Coronavirus in China ausbrach, rechnete niemand damit, dass es solche verheerenden Folgen haben würde. Doch schnell breitete es sich auch außerhalb Chinas aus, sodass es bald Europa und damit auch Deutschland in einem Ausmaß erreichte, dass es innerhalb kürzester Zeit zu Schulschließungen, zu Einschränkungen in Handel, Dienstleistungen und Gewerbe und schließlich sogar zum Kontaktverbot kam.
Mein letzter Schultag war der 13. März. Als wir am Tag davor diskutiert haben, welche Studienfahrten nach den Osterferien noch stattfinden sollten, haben wir noch gar nicht daran gedacht, dass sich ganz schnell alles für uns ändern würde. Durch die Nachrichten in den Tagen zuvor wussten wir zwar, dass die Lage aufgrund des sich immer schneller ausbreitenden Coronavirus immer kritischer wurde und in anderen Ländern der Schulbetrieb schon eingestellt und Grenzen geschlossen waren, aber so richtig ahnten wir nicht, was kommen würde.
Es gab Gerüchte, dass die Schulen geschlossen werden sollten, sodass der letzte Schultag, von Ungewissheit geprägt war. Niemand wusste, ob am kommenden Montag der Unterricht stattfinden würde. SchülerInnen und LehrerInnen verfolgten den ganzen Tag über die Nachrichten und obwohl die Wahrscheinlichkeit der Schulschließung stündlich stieg, wurde versucht die Normalität beizubehalten.
In der sechsten Stunde kam dann die Durchsage, dass alle Schulbücher und sonstige Materialien mit nach Hause genommen werden sollten, obwohl es immer noch keine offiziellen Aussagen zur Schulschließung gab. Erst um ca. halb zwei – nachdem die meisten SchülerInnen schon gegangen waren – wurden die Gerüchte Wirklichkeit.
Für zunächst fünf Wochen sollte der normale Unterricht jetzt ausfallen und stattdessen sollten wir die Aufgaben zuhause bearbeiten. Für viele SchülerInnen ging ein Traum in Erfüllung – drei Wochen Extraferien – für andere war es eher beängstigend und vor allem für die angehenden AbiturientInnen war es eine große Enttäuschung, da sie sich schon sehr auf ihre Mottowoche gefreut hatten.
Ich wusste zunächst nicht, wie ich reagieren sollte. Zwar war der Gedanke verlockend, für fünf Wochen nicht schon um acht Uhr morgens in der Schule sein zu müssen, aber die Maßnahme bedeutete auch, dass die Osterferien anders ausfallen würden als erwartet und der gewohnte Alltag sich komplett ändern würde.
Auch machte ich mir Sorgen, da ich noch nicht alle Klausuren geschrieben hatte, was mich aufgrund der Unsicherheit, wann der Unterricht wieder aufgenommen werden würde, nicht in Begeisterung ausbrechen ließ.
Jetzt war also Homeoffice angesagt, und da die IT gerade vorher eine Arbeitsplattform für die innerschulische Kommunikation eingerichtet hatte, kamen die angekündigten Aufgaben schnell und es waren auch nicht gerade wenig. Erschreckend war zu Anfang vor allem, dass der Berg an Aufgaben immer größer wurde und es nicht möglich war, alle direkt zu erledigen, weshalb ich eine individuelle Einteilung finden musste. Zeitmanagement war also gefragt.
Auch der Hintergedanke, dass jeden Moment wieder neue Aufgaben dazu kommen könnten und mein Zeitplan bis zur Abgabe nicht ausreichen würde, war zu Beginn durchaus beängstigend. Hinzu kam, dass es kein einheitliches Vorgehen gab – manche LehrerInnen wollten die gelösten Aufgaben zugeschickt bekommen und andere nicht – sodass ich auch, was das anging, erst einmal einen Überblick bekommen musste.
Im Laufe der drei Wochen bin ich allerdings mit der neuen Situation dann ganz gut zurechtgekommen, sodass ich mir einen guten Tagesablauf entwickeln konnte. Wie für viele andere auch gab es für mich keinen Grund schon um acht Uhr morgens anzufangen oder mich bezüglich der Fächer an meinen Stundenplan zu halten, was auch unmöglich gewesen wäre. Stattdessen haben sich meine Abende mit Schulaufgaben gefüllt. Es dauert eben doch länger, wenn man alles selbstständig erarbeiten muss und es keine Lehrkraft gibt, die vorne steht und den Stoff in kleinen Portionen präsentiert, bis es auch der Letzte verstanden hat.
Kurzfristig gesehen kann ich mich mit dieser Art des Unterrichts durchaus anfreunden und ich kann mir gut vorstellen, dass Anteile davon auch in Zukunft übernommen werden. Langfristig aber möchte ich nicht auf meinen gewohnten Unterricht verzichten.
Gut gefällt mir die selbstständige Zeiteinteilung. Ich kann Pausen einlegen, wenn ich sie brauche und bei schönem Wetter die Aufgaben eben abends oder früh am Morgen erledigen.
So kann ich mir auch täglich die Zeit nehmen an der frischen Luft Sport zu machen und gleichzeitig dem Schreibtisch für ein paar Stunden zu entfliehen.
Aber diese eigenständige Einteilung erfordert natürlich Ehrgeiz und Disziplin. Wer nicht lernen will, der lernt eben nicht und verpasst dadurch möglicherweise wichtigen Lernstoff. Immerhin stört er in Zeiten von Homeschooling durch destruktives Verhalten nicht die anderen, sondern schadet nur sich selbst.
Leider brachte der Lockdown nicht nur eine abrupte Änderung des schulischen Alltags mit sich, sondern es mussten auch alle Freizeitaktivitäten bis auf weiteres auf Eis gelegt werden. Und an Urlaub zu Ostern war überhaupt nicht zu denken. Statt dessen sind die drei Wochen vor und auch die Zeit in den Osterferien von der sozialen Abschottung geprägt.
Wir wissen noch gar nicht, wie es weitergeht, und ob die verhängten Maßnahmen sinnvoll waren, wird erst die Zukunft zeigen. Die Lage ist noch unsicher und niemand weiß, wann die Normalität wieder erreicht werden kann. Daher bleibt mir und meinen MitschülerInnen jetzt nichts anderes übrig, als darauf zu warten, dass es irgendwann vorbei ist und wir zurück in unseren Alltag und in die Schule können.
Fotos und Text: Anna Kötter, Q1