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Am 25.11.2020 besuchte Larissa Kirchhoff die Redaktionssitzung der “Virus”, um mit den Redakteurinnen und Redakteuren über ihre Arbeit und ihre Motivation zur Mitarbeit in einer Schülerzeitung zu sprechen.

Nachdem die Jugendlichen zunächst die letzten Texte für die vor Beginn der Ferien erscheinende Ausgabe diskutiert und korrigiert hatten, stellten sie sich anschließend den Fragen der NW-Mitarbeiterin.
Mit großem Engagement sprachen sie über gesellschaftliche, wissenschaftliche und schulische Themen, die sie bewegen, und erläuterten sehr überzeugend, warum es ihnen auch und gerade in der heutigen Zeit wichtig ist, sich öffentlich zu äußern. 
Näheres zu dem Besuch ist im unten stehenden Artikel von Frau Kirchhoff zu lesen.

Neue Westfälische vom 05. Dezember 2020 – Text: Larissa Kirchhoff:

Altbacken oder noch zeitgemäß? Gütersloher Schülerzeitungen im Jahr 2020

Virus-Layouterin Sarah (v.l.) und Cover-Designerin Alexandra präsentieren ihre Arbeit in der Konferenz. | © Larissa Kirchhoff

Früher gehörte sie zum Schulalltag dazu. Aber ist das heute überhaupt noch zeitgemäß? Gibt es überhaupt noch die klassische Schülerzeitung? Die NW hat sich in Gütersloher Schulen umgehört.

Gütersloh. Gibt es sie eigentlich noch, die Schülerzeitung? Diente sie früher noch als wichtiges Sprachrohr für die Interessen der Schüler, gerät sie heute augenscheinlich in Vergessenheit. Wichtige Themen werden schnell über die sozialen Medien verbreitet und die Kommunikation untereinander erfolgt in WhatsApp-Gruppen.
Die NW hat sich in Gütersloher Schulen umgehört und zwei Schülerzeitungs-Redaktionen entdeckt, die allerdings grundverschieden an die Sache herangehen.

Schülerblog statt Schülerzeitung
Keine Reporter, sondern Blogger – das sind die Redaktionsmitglieder vom Evangelisch Stiftischen Gymnasiums Gütersloh (ESG). “Wir sind 11 Mitglieder in der Redaktion. Das Alter und die Stufe sind gemischt”, sagt Sonja Rapp, Lehrerin und Koordination des Blogs. In ihrem EsbloG veröffentlichen die Blogger einige Artikel, aufgeteilt in 14 verschiedene Kategorien.
“In den Redaktionskonferenzen, die aktuell virtuell stattfinden, besprechen wir unsere Themen. Schwerpunkte sind alles rund um unsere Schule, aber auch Politik wie beispielsweise die Fridays-for-future-Bewegung”, erklärt Rapp.
Ihre Arbeit präsentiert die Redaktion allerdings nicht nur auf dem Blog, sondern auch auf den Plattformen Instagram und Twitter. “Ich möchte die sozialen Medien, die ohnehin aus dem Alltag der Schüler nicht mehr wegzudenken sind, mit der traditionellen Schülerzeitung verknüpfen. Das kommt bei den Schülern super an”, sagt Rapp.
Gerade die Coronakrise habe gezeigt, wie wichtig der Blog für einige Schüler ist. “Wir haben durch den Blog eine Informationsplattform für die Lehrer und Schüler, aber auch eine Emotionsplattform. In dieser schweren Zeit stärkt der Blog unser Wir-Gefühl ungemein”, berichtet die Koordinatorin.
Es sei toll, dass nun auch viele Lehrer zum Teil des Blogs würden. “Wir saßen alle lange im Homeoffice. Wenn dann also sowohl Lehrer als auch Schüler mal einen Einblick in ihren heimischen Arbeitsplatz geben, stärkt das den Zusammenhalt”, sagt Rapp. Für die Zukunft plane sie einen ‘Klassenblogger’ in jeder Klasse. Ähnlich demokratisch wie die Wahl zum Klassensprecher soll das stattfinden. Das Ziel: Aus jeder Klasse exklusive Themen. Das sei wichtig, damit der Blog ein Angelpunkt für Schüler bleibt.

Klare Aufgabenverteilung in der Schülerzeitung der Anne-Frank-Gesamtschule
Im Kern gleich, aber in der Umsetzung ganz anders ist die Schülerzeitung der Anne-Frank-Gesamtschule. Seit 1987 existiere die Schülerzeitung schon und sie sei noch immer gefragt, sagt Lehrerin und Redaktionsleitung Beate Hinrichs. “Wir haben mittlerweile eine Print-Zeitung, die dreimal jährlich erscheint und eine Online-Zeitung, die regelmäßig bespielt wird. Beides unter dem Namen ‘Virus’. Das bedeutet, dass wir Anstechen und Nachbohren”, sagt die Redaktionsleiterin.

Aktuell seien die neun Redaktionsmitglieder aus den Jahrgangsstufen 10, Q1 und Q2. “Das ist aber so nicht die Regel. Eigentlich sind wir bunter gemischt und greifen dann Themen aus allen Jahrgangsstufen auf. Ab Klasse fünf kann jeder mitmachen, das macht unsere Zeitung auch besonders”, erklärt Schülerin Anna.
Themenschwerpunkte seien immer die eigenen Interessen der Schüler, sagt Hinrichs. “Wir besprechen in unserer Redaktionssitzung, was die Schüler bewegt. Meistens sind es aktuelle Themen, Politik und natürlich die Pandemie und ihre Auswirkungen auf den Schulalltag.” In der Konferenz kenne aber jeder Schüler seine Aufgabe.
Redaktionsmitglied Alexandra ist zum Beispiel für das Cover zuständig, Sarah macht das Layout. “Die Texter haben meistens auch ihre speziellen Themen. Der eine schreibt viele Kommentare, der andere thematisiert die sozialen Medien”, erklärt die Redaktionsleiterin.

Darum ist die Schülerzeitung immer noch beliebt
Die Redaktionsmitglieder der Anne-Frank-Schule sehen die Schülerzeitung als tolles Engagement – auch für die Zukunft. Für Layouterin Sarah ist die Arbeit mit der Zeitung ein erster Schritt Richtung Traumberuf. “Ich kann mich schon mit dem Mediendesign vertraut machen, das möchte ich nach dem Abitur sowieso lernen. Das passt einfach super.”
Auch Texterin Anna sagt, dass sie es nicht ausschließt, in Zukunft im Journalismus tätig zu sein. Andere Mitglieder der Redaktion schätzen vor allem die Möglichkeit über das zu schreiben, was ihnen wichtig ist. “Ich kann in den Texten einfach mal meine Meinung sagen. Schüler bekommen durch die Zeitung eine Stimme”, sagt Redaktionsmitglied Bennet.

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