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Literaturkurs des Jahrganges 12 begeistert mit seiner Fortschreibung der “Physiker”

Zweimal führte der Theaterkurs der Jahrgangsstufe 12 unter Leitung von Dr. Bernward Fahlbusch seine Weiterführung von Dürrenmatts Komödie “Die Physiker” auf. Am Dienstag fand vor vollem Haus die Premiere statt, am folgenden Tag für den Abschlussjahrgang 10 eine weitere Aufführung. Und wieder siegte das Böse in Gestalt der irren, von Weltmachtsträumen beseelten Psychiaterin Dr. Mathilde v. Zahnd. Die nach Dürrenmatt schlimmstmögliche Wendung: Im Begriff die Weltherrschaft zu ergreifen, unterstützt von Polizei und Politik, erhält Dr. v. Zahnd auch noch den Friedensnobelpreis und die Physiker sind wieder dort, von wo sie ausbrachen: Im Sanatorium der Dr. v. Zahnd.

 

(Fotos: Norbert Künzel)

“Die Glocke” vom 28. Juni 2018 meint dazu folgendes:

(Text und Bild: Henkenjohann mit freundlicher Genehmigung der “Glocke”)

„Die Physiker“ an der Anne-Frank-Schule

Gütersloh (henk) –  Ein einzelner Spot erhellt die Bühne, genau das richtige Rampenlicht für die runzlige alte Frau am Gehstock, die sich mit einem energischen Monolog als Dr. Mathilde von Zahnd, „Psychiater der Welt“ und Leiterin des Irrenhauses (großartig: Alina Weinhold),  vorstellt.  

Ihr Wahnsinn hat Methode: Dr. Mathilde von Zahnd (Alina Weinhold) droht dem Geheimdienstchef (Kaya Çavdar). Szene aus der Inszenierung „Die Physiker“ der Anne-Frank-Gesamtschule.

Ihr folgen die „Geisteskranken“ Albert Einstein (nachdenklich: Idris Shafiq), Issak Newton (zurückhaltend: Liam Kosfeld) und Johann Möbius (extrem energisch: Christian Harthun). Drei Physiker, die sich selbst – zum Wohl der Menschheit – eingewiesen haben. Denn sie sind im Besitz jenes Wissens, das die Welt zerstören könnte. Und sie möchten nicht, dass es in die falschen Hände gerät.

Auftakt zur Premiere von Dürrenmatts Klassiker „Die Physiker“ in der Neufassung von Georg Heßlich, das der Literaturkursus der Jahrgangsstufe 12 der Gütersloher Anne-Frank-Gesamtschule jetzt unter der Leitung von Dr. Bernward Fahlbusch neu inszeniert hat. Die irre Komödie begeisterte mit textsicheren Darstellern und witzigen Dialogen.

Auch wenn das Original bereits einige Jahrzehnte auf dem Buckel hat, wusste es der Literaturkursus ebenso humorvoll wie hintergründig neu aufzurollen und es fesselnd in die heutige Zeit zu übertragen – bis hin zur Menschenmenge, die WM-tauglich in bunter Trikotmischung auftrat. Die Aufführung der Anne-Frank-Schüler knüpfte an das Ende des Originals an, hat Dürrenmatt beängstigend weitergedacht und startete daher mit einer actionreichen Flucht der Physiker aus dem Irrenhaus – inklusive Schussgeräuschen und erstaunlich gut ausgebildetem Wachpersonal mit Karate-Kid-Potenzial.

Beeindruckend, mit welcher schauspielerischen Qualität und Leichtigkeit die Schüler den Kampf um die Weltformel ganz bewusst „als katastrophaler noch als jeden Krieg oder Trump“ androhten, wie sie aktuelle politische Themen einwoben und damit kritisch hinterfragten. Ein Klassiker als zeitlose Mahnung. Das Publikum zeigte sich zu Recht begeistert – nicht nur von den frechen und jungen Dialogen. Standing Ovations für die ganze Truppe. In schnellem Szenenwechsel vor reduziertem Bühnenbild wurde erzählt, wie die Physiker vergeblich versuchen, Frau von Zahnd, die die Weltformel und damit die Weltherrschaft an sich reißen will, aufzuhalten. Mithilfe von Pressekonferenzen, Politikern, den Sozialen Medien und dem Chef des Geheimdienstes (Kaya Çavdar) soll von Zahnd aufgehalten und von ihrem Vorhaben abgebracht werden. Doch die bedient sich einiger schmutziger Mittel, um die Wissenschaftler in ihrem Sanatorium verschwinden zu lassen. Und nicht nur den Physikern wird klar, dass die Politiker die Welt nicht mehr retten können. Bitterer Schlusspunkt: Von Zahnd erhält den Friedensnobelpreis.

hr Wahnsinn hat Methode: Dr. Mathilde von Zahnd (Alina Weinhold) droht dem Geheimdienstchef (Kaya Çavdar). Szene aus der Inszenierung „Die Physiker“ der Anne-Frank-Gesamtschule.
Bild: Henkenjohann

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