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Die Neue Westfälische zu Besuch bei der Schülerzeitung “Virus”

Am 25.11.2020 besuchte Larissa Kirchhoff die Redaktionssitzung der “Virus”, um mit den Redakteurinnen und Redakteuren über ihre Arbeit und ihre Motivation zur Mitarbeit in einer Schülerzeitung zu sprechen.

Nachdem die Jugendlichen zunächst die letzten Texte für die vor Beginn der Ferien erscheinende Ausgabe diskutiert und korrigiert hatten, stellten sie sich anschließend den Fragen der NW-Mitarbeiterin.
Mit großem Engagement sprachen sie über gesellschaftliche, wissenschaftliche und schulische Themen, die sie bewegen, und erläuterten sehr überzeugend, warum es ihnen auch und gerade in der heutigen Zeit wichtig ist, sich öffentlich zu äußern. 
Näheres zu dem Besuch ist im unten stehenden Artikel von Frau Kirchhoff zu lesen.

Neue Westfälische vom 05. Dezember 2020 – Text: Larissa Kirchhoff:

Altbacken oder noch zeitgemäß? Gütersloher Schülerzeitungen im Jahr 2020

Virus-Layouterin Sarah (v.l.) und Cover-Designerin Alexandra präsentieren ihre Arbeit in der Konferenz. | © Larissa Kirchhoff

Früher gehörte sie zum Schulalltag dazu. Aber ist das heute überhaupt noch zeitgemäß? Gibt es überhaupt noch die klassische Schülerzeitung? Die NW hat sich in Gütersloher Schulen umgehört.

Gütersloh. Gibt es sie eigentlich noch, die Schülerzeitung? Diente sie früher noch als wichtiges Sprachrohr für die Interessen der Schüler, gerät sie heute augenscheinlich in Vergessenheit. Wichtige Themen werden schnell über die sozialen Medien verbreitet und die Kommunikation untereinander erfolgt in WhatsApp-Gruppen.
Die NW hat sich in Gütersloher Schulen umgehört und zwei Schülerzeitungs-Redaktionen entdeckt, die allerdings grundverschieden an die Sache herangehen.

Schülerblog statt Schülerzeitung
Keine Reporter, sondern Blogger – das sind die Redaktionsmitglieder vom Evangelisch Stiftischen Gymnasiums Gütersloh (ESG). “Wir sind 11 Mitglieder in der Redaktion. Das Alter und die Stufe sind gemischt”, sagt Sonja Rapp, Lehrerin und Koordination des Blogs. In ihrem EsbloG veröffentlichen die Blogger einige Artikel, aufgeteilt in 14 verschiedene Kategorien.
“In den Redaktionskonferenzen, die aktuell virtuell stattfinden, besprechen wir unsere Themen. Schwerpunkte sind alles rund um unsere Schule, aber auch Politik wie beispielsweise die Fridays-for-future-Bewegung”, erklärt Rapp.
Ihre Arbeit präsentiert die Redaktion allerdings nicht nur auf dem Blog, sondern auch auf den Plattformen Instagram und Twitter. “Ich möchte die sozialen Medien, die ohnehin aus dem Alltag der Schüler nicht mehr wegzudenken sind, mit der traditionellen Schülerzeitung verknüpfen. Das kommt bei den Schülern super an”, sagt Rapp.
Gerade die Coronakrise habe gezeigt, wie wichtig der Blog für einige Schüler ist. “Wir haben durch den Blog eine Informationsplattform für die Lehrer und Schüler, aber auch eine Emotionsplattform. In dieser schweren Zeit stärkt der Blog unser Wir-Gefühl ungemein”, berichtet die Koordinatorin.
Es sei toll, dass nun auch viele Lehrer zum Teil des Blogs würden. “Wir saßen alle lange im Homeoffice. Wenn dann also sowohl Lehrer als auch Schüler mal einen Einblick in ihren heimischen Arbeitsplatz geben, stärkt das den Zusammenhalt”, sagt Rapp. Für die Zukunft plane sie einen ‘Klassenblogger’ in jeder Klasse. Ähnlich demokratisch wie die Wahl zum Klassensprecher soll das stattfinden. Das Ziel: Aus jeder Klasse exklusive Themen. Das sei wichtig, damit der Blog ein Angelpunkt für Schüler bleibt.

Klare Aufgabenverteilung in der Schülerzeitung der Anne-Frank-Gesamtschule
Im Kern gleich, aber in der Umsetzung ganz anders ist die Schülerzeitung der Anne-Frank-Gesamtschule. Seit 1987 existiere die Schülerzeitung schon und sie sei noch immer gefragt, sagt Lehrerin und Redaktionsleitung Beate Hinrichs. “Wir haben mittlerweile eine Print-Zeitung, die dreimal jährlich erscheint und eine Online-Zeitung, die regelmäßig bespielt wird. Beides unter dem Namen ‘Virus’. Das bedeutet, dass wir Anstechen und Nachbohren”, sagt die Redaktionsleiterin.

Aktuell seien die neun Redaktionsmitglieder aus den Jahrgangsstufen 10, Q1 und Q2. “Das ist aber so nicht die Regel. Eigentlich sind wir bunter gemischt und greifen dann Themen aus allen Jahrgangsstufen auf. Ab Klasse fünf kann jeder mitmachen, das macht unsere Zeitung auch besonders”, erklärt Schülerin Anna.
Themenschwerpunkte seien immer die eigenen Interessen der Schüler, sagt Hinrichs. “Wir besprechen in unserer Redaktionssitzung, was die Schüler bewegt. Meistens sind es aktuelle Themen, Politik und natürlich die Pandemie und ihre Auswirkungen auf den Schulalltag.” In der Konferenz kenne aber jeder Schüler seine Aufgabe.
Redaktionsmitglied Alexandra ist zum Beispiel für das Cover zuständig, Sarah macht das Layout. “Die Texter haben meistens auch ihre speziellen Themen. Der eine schreibt viele Kommentare, der andere thematisiert die sozialen Medien”, erklärt die Redaktionsleiterin.

Darum ist die Schülerzeitung immer noch beliebt
Die Redaktionsmitglieder der Anne-Frank-Schule sehen die Schülerzeitung als tolles Engagement – auch für die Zukunft. Für Layouterin Sarah ist die Arbeit mit der Zeitung ein erster Schritt Richtung Traumberuf. “Ich kann mich schon mit dem Mediendesign vertraut machen, das möchte ich nach dem Abitur sowieso lernen. Das passt einfach super.”
Auch Texterin Anna sagt, dass sie es nicht ausschließt, in Zukunft im Journalismus tätig zu sein. Andere Mitglieder der Redaktion schätzen vor allem die Möglichkeit über das zu schreiben, was ihnen wichtig ist. “Ich kann in den Texten einfach mal meine Meinung sagen. Schüler bekommen durch die Zeitung eine Stimme”, sagt Redaktionsmitglied Bennet.

Die neue Printausgabe der Schülerzeitung “Virus” erscheint in der Woche vor den Ferien

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Hallo liebe Leserinnen und Leser!

So kurz vor den Weihnachtsferien haben wir noch eine neue Ausgabe für euch, um euch über die Ferien mit Lesestoff zu versorgen und euch die Tage zu versüßen.

Eine kleine Anmerkung vorab. Wir haben uns dafür entschieden auf das Gendern zu verzichten, aber trotzdem sollten sich alle angesprochen fühlen, die die Zeitung lesen.

Thematisch haben wir wie immer verschiedene Bereiche abgedeckt, von den Wahlen in Amerika und geplanten Erweiterungen bei Storck  in Halle über die Probleme beim Busfahren in Gütersloh bis hin zu der Frage, warum die SV so wichtig ist.

Auch haben wir extra für die wissenschaftlich Interessierten unter euch eine neue Rubrik eingeführt; wir berichten über die Genschere CRISPR und die schwarzen Löcher.

Der Psychotest darf natürlich auch nicht fehlen! In Zeiten von WhatsApp und TikTok solltet ihr einmal darüber nachdenken, ob ihr ein gläserner Mensch seid.

Wir wünschen euch schöne Weihnachtsferien, lasst euch reichlich beschenken und  kommt  gut und gesund ins neue Jahr.

Viel Freude beim Lesen!

Eure Virusredaktion

INHALT

 

Politik und Gesellschaft

 

 

 

Spannung jenseits des Atlantiks

 

 

 

Warum quer denken, wenn man nicht einmal mehr gerade denken kann Busfahren in Gütersloh – eine Sache für sich

 

 

 

Gütersloh – eine Großstadt?

 

 

 

Arbeiten bei Tönnies – Moderne Sklaverei vor unserer Haustür

 

 

 

Bonbons für Bäume

 

 

 

Tiktok – eine weitere Gefahr aus dem Netz

 

 

 

Psychotest: Bist du ein gläserner Mensch?

 

 

 

Aus dem Schulalltag

 

 

 

SV Update – Warum die SV so wichtig ist

 

 

 

Lehrerinterview mit Frau Meste

 

 

 

Interessante Gespräche bei Kaffee und Kuchen

 

 

 

Im Spagat zwischen Spaß und Corona

 

 

 

Wissenschaft

 

 

 

CRISPR – die Genschere, die das Leben verändern wird

 

 

 

Nobelpreis für Erkenntnisse über schwarze Löcher

 

 

 

Verschiedenes

 

 

 

Buchtipp: Das Labyrinth des Fauns

 

 

 

Impressum

 

 

 

 

 

 

Illustration des Deckblatts und der Rückseite: Alexandra Wlasnew

 

 

Warum quer denken, wenn man nicht einmal mehr gerade denken kann

Corona ist uns allen mittlerweile ein Begriff und jeder hat in den letzten Monaten seine eigenen Erfahrungen mit dem Virus gemacht. Und dass in Deutschland Meinungsfreiheit herrscht und jeder seine Gedanken öffentlich kundgeben darf,  wenn man sich hierbei an bestimmte Regeln hält, ist auch klar. Doch was haben diese beiden auf den ersten Blick so unterschiedlichen Aspekte miteinander zu tun?

Nun, es gibt Menschen, die denken, die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus schränken die Freiheit des Einzelnen zu sehr ein, und sie gehen deshalb auf die Straße. Viele Demonstranten halten sich hierbei an die vorgegebenen Maßnahmen wie Maskenpflicht und Abstand, jedoch gibt es auch Gruppierungen, die die Gebote ignorieren.

Am bekanntesten sind die sogenannten Querdenker, die häufig noch eine spezielle Bezeichnung haben. So nennt sich eine Gruppe, die gegen die Coronaregeln demonstriert, Querdenker-711, wobei die Zahl 711 für die Telefonvorwahl von Stuttgart steht, denn diese Gruppe kommt aus Stuttgart. Und die Querdenker aus München haben den Zusatz 89. 

Aber alle haben eines gemeinsam: Sie demonstrieren für eine „Wiederherstellung der Grundrechte nach dem deutschen Grundgesetz, für die Menschenrechte und die Grundrechte der EU.“ Dabei behaupten sie von sich eine demokratische und friedliche Bewegung zu sein, „in der Extremismus, Gewalt, Antisemitismus und menschenverachtendes Gedankengut keinen Platz haben.“

Jedoch gibt es unter ihnen viele, für die das nicht gilt, denn viele Querdenker stehen der AFD nahe, deren Gesinnung man nun wirklich nicht als demokratisch bezeichnen kann.

Vor kurzem kam es auf einer Demonstration in Hannover sogar zu einem Zwischenfall, den ich definitiv nicht akzeptabel finde: Eine Demonstrantin aus Kassel namens Jana verglich sich öffentlich mit der von den Nationalsozialisten ermordeten Sophie Scholl. Jana behauptet, dass sie durch die vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen genauso unterdrückt werde wie die Juden oder Andersdenkende während des Nationalsozialismus. Dieser Vergleich ist absolut unpassend und letztendlich eine Verharmlosung des Holocaust.

Diese junge Frau besitzt die Frechheit sich mit der 22-jährigen Sophie Scholl zu vergleichen, die zum Tode verurteilt wurde, da sie Flyer gegen das nationalsozialistische Regime verteilte.

Und auch ein weiteres Beispiel zeigt, welch ein verqueres Geschichtsbewusstsein manche Querdenker haben. Ein elfjähriges Mädchen verglich sich doch tatsächlich mit Anne Frank, da es durch die Coronaregeln genötigt worden sei, seinen Geburtstag heimlich zu feiern. Es ist unerträglich, dass jemand, der gegen Gesetze verstößt, die Menschen vor einer Krankheit schützen,  sich mit Anne Frank vergleicht, die sich als Jüdin vor der Verfolgung durch Nazis verstecken musste.

Und auch die erwachsenen Querdenker fallen immer wieder durch negative Schlagzeilen auf. So verbreiteten sie im Sommer das Gerücht, Kinder seien aufgrund des Tragens von Mund- und Nasenschutzmasken  gestorben, was nachweislich nicht stimmt.

Erst vor kurzem wurde bei uns im Kreis Gütersloh davor gewarnt, dass Querdenker Kinder vor ihrer Schule anhalten wollten, um sie von der Maskenpflicht abzuhalten. Die  Querdenker hatten sogar vor, Kindern Geld zu geben, wenn diese ohne Masken in die Schule gehen würden.

Ein großes Problem ist auch, dass sich viele bei ihren Demonstrationen nicht an die Gesundheitsmaßnahmen halten. So mussten einzelne Demonstrationen mit großem Polizeiaufgebot aufgelöst werden, da die Teilnehmer sich weder an die Abstandsregeln noch an die Maskenpflicht hielten. Und die Folge dieses Verhaltens ist natürlich, dass es noch mehr Coronainfektionen gibt, als wären die Zahlen nicht sowieso schon viel zu hoch.

Außerdem gibt es immer wieder Menschen, die nicht bereit sind, ihre Kontaktpersonen zu nennen, was die Nachverfolgung der Infizierten erschwert.

Die Querdenker scheinen nicht verstanden zu haben, dass es unter den Infizierten leider sehr viele Schwerkranke gibt, die in Krankenhäusern gepflegt werden müssen. Die ersten Kliniken melden schon, dass die Kapazitäten der Betten für Schwerkranke eng werden und die Todeszahlen steigen in einer erschreckenden Weise.

Meiner Meinung nach sind die durch die Querdenker vertretenen Positionen nicht akzeptabel. Natürlich darf jeder seine Meinung kundtun, denn wie oben gesagt, gibt es in Deutschland die Meinungsfreiheit. Aber was zum Beispiel gar nicht geht, sind die Versuche die Kinder zu manipulieren.

Außerdem ist es doch wirklich nicht so schwer, sich an die Regeln halten und die Maske zu tragen.

Wir alle wollen endlich wieder in einer halbwegs normalen Umgebung leben, in der wir irgendwann nicht mehr die Masken tragen müssen. Wir wollen unsere Familien sehen, unsere Freunde treffen, Geburtstage feiern, in den Urlaub fahren und einfach unser Leben genießen, doch dies alles geht nur, wenn sich jeder einzelne Bürger an die Maßnahmen hält.

Text: Larissa Heitmann, Q2

Foto: Fabian Flöper

Spannung jenseits des Atlantiks

Wow! So etwas Spannendes wie die Präsidentenwahl in Amerika habe ich in den letzten Monaten, nein in den letzten Jahren nicht mehr erlebt.

In der Nacht vom 3. auf den 4. November war ich zunächst einmal schockiert, da Trump in den zuerst ausgezählten Wahlkreisen einen Vorsprung hatte. Und als er diesen im Laufe des nächsten Tages ausbaute, wurde ich langsam nervös.

Aber glücklicherweise holte Joe Biden in den nächsten Tagen auf. Ab Donnerstag baute sich meine Nervosität so langsam ab, sie stieg aber wieder an, als sich die Auszählung immer mehr in die Länge zog und immer noch nicht klar war, ob Trump es in den wichtigen Staaten mit vielen Wahlmännern nicht vielleicht doch noch schaffen würde. Da half es auch nichts, dass ich immer wieder im Internet nach Prognosen suchte.

Am Samstag kam dann die rettende Nachricht:  Biden und Harris haben die Wahl gewonnen.

Aber warum ist mir und vielen anderen diese Wahl so wichtig?

Viele Amerikaner sind zwar begeistert von Trump und seiner „Amerika first“ Strategie, da seine Politik einen positiven Einfluss auf die amerikanische Wirtschaft hatte. Auch hat er für den Truppenabzug in Krisengebieten wie Afghanistan gesorgt und aus Sicht vieler Amerikaner deeskalierend gewirkt.

Aber Trump hat in den Jahren seiner Präsidentschaft auch viele Entscheidungen getroffen, durch die er sein Land gespalten und die Partner in Europa verärgert hat. So hat er das Pariser Klimaabkommen gekündigt und  den freien Handel eingeschränkt, mal ganz abgesehen von seiner Coronapolitik und manchen unsäglichen Aussagen auf Twitter.

Biden dagegen steht für einen kooperativen Umgang mit der EU und einen größeren Einsatz für die Umwelt, da er angekündigt hat, den Ausstieg aus dem Klimaabkommen wieder rückgängig zu machen.  Außerdem möchte er aktiv gegen die Coronakrise ankämpfen, etwa durch kostenlose Tests für alle US-Bürger und Staatsgelder für die Wirtschaft.

Aber ist Biden wirklich geeignet, ein Land wie die USA zu führen. Schließlich ist er schon 78 Jahre alt und wirkt oft fahrig und vergesslich.

Aber es gibt ja bei den Demokraten nicht nur Biden, denn an seiner Seite steht mit Kamala Harris eine starke Frau, die übrigens die erste schwarze Vizepräsidentin sein wird.

Und auch wenn Trump bis heute seine Niederlage nicht wirklich akzeptiert, ist klar, dass es einen Wandel geben wird und die Hoffnung besteht, dass die Politik der USA wieder mehr durch Toleranz und Weltoffenheit gekennzeichnet sein wird. Eine der größten Aufgaben für Biden und Harris wird es aber sein, das gespaltene Land zu einen.

Text: Thore Brandau, Q2

Im Spagat zwischen Spaß und Corona

Die AFS Big Band hat in den 25 Jahren ihres Bestehens schon viele aufregende Zeiten erlebt, aber noch nie gab es für uns Musiker so große Herausforderungen wie in diesem Jahr, denn aufgrund der Pandemie mussten wir ständig neu planen.

Außerdem sind zu unserem großen Bedauern ganz wichtige Ereignisse dem Virus zum Opfer gefallen, wie zum Beispiel unsere seit langem geplante Konzertreise nach Palästina.

Aber warum nach Palästina? Man könnte sich natürlich die Frage stellen, ob es dort aufgrund der Konflikte zwischen den Israelis und Palästinensern nicht viel zu gefährlich ist.

Der Grund für dieses Ziel ist schlicht und einfach die Tatsache, dass die AFS in Ramallah seit vielen Jahren eine Partnerschule hat, und zwar  die School of Hope.

Die ersten Planungen für diese für uns alle so wichtige Fahrt begannen vor vier Jahren. Im November 2018 wurden dann wir Musiker mit ins Boot geholt. Gemeinsam mit Frau Pollmeier und einigen anderen Koordinatoren überlegten wir viele Details, etwa die Auswahl der Stücke und die gemeinsamen Probentermine mit unserer Partnerschule sowie die Auftrittsorte, aber natürlich auch das touristische Begleitprogramm wie den Besuch in Jerusalem oder das Baden im Toten Meer. Wir waren alle sehr aufgeregt und haben uns unglaublich auf die Reise gefreut, die am 13. April losgehen sollte, aber Corona machte uns einen Strich durch die Rechnung, denn in Israel und Palästina gab es schon sehr früh einen Einreisestopp für alle Menschen aus dem Ausland.

Nachdem wir die erste große Enttäuschung überwunden hatten, versuchten  wir etwas anderes. Die Möglichkeit einer Liveschaltung nach Ramallah wurde ausprobiert, aber kaum hatten wir uns auf einen Termin geeinigt, als Corona wieder zuschlug und wir sogar das virtuelle Treffen verschieben mussten.

Schließlich blieb uns als letzte Idee, eine musikalische Videobotschaft nach Palästina zu senden und im Gegenzug eine Botschaft von unserer Partnerschule zu empfangen. Daher trafen wir uns am 7.11. im Forum unserer Schule, um wenigstens diesen musikalischen Gruß an die School of Hope zu senden.

Videobotschaft School of Hope, Ramallah
Videobotschaft Anne-Frank-Schule, Gütersloh

Aber nicht nur die Großereignisse verlangten von uns ein Höchstmaß an Flexibilität, auch der ganz normale Probenalltag gestaltete sich schwierig. Das Hauptproblem ist natürlich der Abstand zwischen uns Musikern. Um ohne Maske, aber dennoch in Sicherheit proben zu können, müssen wir mindestens zwei Meter auseinander sitzen und natürlich ständig lüften.

Auch muss alle halbe Stunde eine Pause von 15 bis 20 Minuten eingelegt werden. Und damit alle diese neuen Regelungen umgesetzt werden können, proben wir nicht mehr donnerstags in der 10. und 11. Stunde, sondern montags von 17:30 bis 20:00 Uhr.

Auch wenn die zweieinhalb Stunden durch die Pausen und den Auf- und Abbau schnell vergehen, war die neue Probenzeit anfangs ein Diskussionsthema in der Gruppe. Aber erfreulicherweise sind bisher fast alle dabeigeblieben.

Nicht nur in den letzten Wochen gab es viele Änderungen, auch für die Zukunft gibt es neue Pläne. Frau Pollmeier hat uns vor kurzem vorgeschlagen, dass es mit der AFS Juniorband quasi eine Vor Big Band für die  Siebt- und Achtklässler geben könnte, in der sie mit dem Big Band Feeling vertraut gemacht werden. Das hätte den Vorteil, dass wir älteren und erfahrenen  Musiker uns auf einem höheren Niveau bewegen könnten, da wir uns dann nicht immer auf die neuen Musiker einstellen müssten, die noch nicht auf unserem Standard spielen.

Als „Haupt Big Band“ könnte sich die AFS Big Band mit schwereren Stücken auseinandersetzen, wodurch unsere Konzerte in Zukunft anspruchsvoller würden.

Ihr seht, dass sich in diesem Jahr viel geändert hat, aber das einzige, was sich nicht geändert hat, ist die Freude, die wir an der Musik haben und natürlich auch der Zusammenhalt in der  Gruppe. Und deshalb möchte ich euch vorschlagen, doch auch bei uns mitzumachen, egal, ob ihr in einer Bläserklasse seid oder euer Instrument einfach so zu Hause spielt. Wir erwarten euch im nächsten Schuljahr.

Text: Thore Brandau, Q2

Fotos: Fabian Flöper

Arbeiten bei Tönnies – Moderne Sklaverei vor unserer Haustür

Wir fahren ständig daran vorbei. Sehen Lastwagen und hören, wie Schweine quieken.

Der Schlachthof Tönnies hat seinen zentralen Firmensitz im Kreis Gütersloh und ist deswegen besonders präsent für uns. Gerade durch den großen Corona-Skandal ist Tönnies für alle Gütersloher ein Begriff geworden.

 Wir wissen schon lange, dass diese Art von modernen Schlachthöfen, die Art des Schlachtens und die dazu gehörige Massentierhaltung als Tierquälerei zu bezeichnen sind, aber dass nicht nur die Tiere in solchen Betrieben leiden, sondern auch die Menschen unter unmenschlichen Bedingungen leben und arbeiten,  wurde uns erst so richtig durch den großen Skandal im Sommer vor Augen geführt.

Da stellt sich natürlich die Frage, wie es denn jetzt, einige Monate später bei Tönnies und in ähnlichen Schlachthöfen aussieht, ganz unabhängig von den Maßnahmen, die dort wegen Corona ergriffen werden mussten.

Die Arbeit in Schlachthöfen ist sehr hart. Die Mitarbeiter müssten den ganz Tag stehen, sie müssen zum Teil schwere Lasten tragen und können nur wenige Pausen machen. Krampfadern und Rückenschmerzen sind häufig die Folge. Außerdem ist es in den Produktionshallen extrem kalt, weil das Fleisch durchgehend kühl gehalten werden muss.

Hinzu kommt,  dass die Beschäftigten häufig zehn bis 12 Stunden am Tag, bis zu 60 Stunden in der Woche bzw. mehr als 200 Stunden im Monat schuften müssen. Überstunden werden nicht bezahlt, fallen aber regelmäßig an, da zum Beispiel das Reinigen des Arbeitsplatzes nicht als Arbeitszeit angerechnet wird.

Da ist es nicht verwunderlich, dass viele Mitarbeiter diese maximale Ausbeutung nur Monate oder wenige Jahre aushalten und die meisten Menschen hier in Gütersloh kein Interesse daran haben, diese Arbeit zu machen.  So kommen viele Arbeiter aus Polen und südosteuropäischen Ländern wie Rumänien und Bulgarien und können kein Wort Deutsch. Die schlechte wirtschaftliche Situation in ihrer Heimat und das häufig niedrige Bildungsniveau  werden hier in Deutschland schamlos ausgenutzt.  Das ist für mich moderne Sklaverei, denn sie sind den Unternehmen hilflos ausgeliefert und bekommen für ihre harte Arbeit nur einen unangemessen geringen Lohn. Häufig sind sie hier bei uns komplett isoliert und haben auch aufgrund der schwierigen Arbeitszeiten und der Tatsache, dass viele nur für eine kurze Zeit nach Gütersloh kommen, keine Chance sich zu integrieren oder Kontakte zu knüpfen, geschweige denn die deutsche Sprache zu erlernen.

Hinzu kommt, dass viele der Tönnies-Mitarbeiter nicht regulär angestellt sind, sondern durch Subunternehmen, deren Machenschaften häufig absolut undurchsichtig sind, für sogenannte „Werkverträge“  angeworben werden. Viele Arbeiter gehen aus Unwissenheit für sie nachteilige Knebelverträge ein und haben keine Möglichkeit sich zu wehren.

Skandalös ist auch die Wohnsituation dieser Menschen. Sie leben zu dritt in einem Mini-Zimmer, teilweise in Schichten und bezahlen für solche Wohnungen überzogene Mieten. Außerdem sind diese Wohnungen manchmal Kilometer von der Firma entfernt; um zur Arbeit zu kommen, werden die Mitarbeiter in Busse gepfercht und müssen die Fahrtkosten selber zahlen.

Clemens Tönnies wurde schon häufig für diese gigantischen Missstände kritisiert, hat aber meistens die Schuld auf die Subunternehmen geschoben, um seine „weiße Weste“ zu behalten. Natürlich geht es nicht nur um Tönnies, denn dieser Betrieb ist nur ein Beispiel für viele, in denen Menschen unter unwürdigen, skandalösen Bedingungen arbeiten müssen.

Abschließend kann man sagen, dass der Skandal im Sommer letztendlich doch positive Folgen hatte, denn ab dem 1. Januar 2021 sollen die Werkverträge und etwas später die Leiharbeit verboten werden. Alle Mitarbeiter sollen in Zukunft fest bei den Unternehmen angestellt werden.  Und Tönnies will jetzt für die Mitarbeiter neue Wohnungen schaffen; wir werden sehen, ob die Wohnbedingungen dann wirklich besser werden.

Es gibt also einen kleinen Hoffnungsschimmer, aber so lange wir alle weiter möglichst billiges Fleisch kaufen werden, wird sich nicht wirklich etwas ändern. Uns sollte viel mehr bewusst sein, was sich hinter den billigen Preisen unserer Produkte versteckt, nämlich eiskalte Ausbeutung von Menschen, und das nicht nur im Ausland, sondern auch direkt vor unserer Haustür.

Text: Emily Niehaus, Q2

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